Diabetische Retinopathie: Cholesterin-Medikament bremst Augenschäden bei Diabetes
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Diabetes kann eine diabetische Retinopathie auslösen, eine Augenerkrankung, die im schlimmsten Fall zur Erblindung führt. Eine aktuelle Studie hat gezeigt, dass das Cholesterin-Medikament Fenofibrat das Fortschreiten der Retinopathie verlangsamen kann. Das könnte vielen Betroffenen helfen, ihre Sehkraft länger zu erhalten und komplizierte Augenbehandlungen zu vermeiden.
Was ist eine diabetische Retinopathie?
Die diabetische Retinopathie ist eine Erkrankung der Augen, die bei Menschen mit Diabetes auftritt. Diabetes führt zu erhöhtem Blutzuckerspiegel. Der überschüssige Zucker im Blut schädigt die Blutgefäße im ganzen Körper. Bei einer Retinopathie werden die kleinen Blutgefäße in der Netzhaut, der lichtempfindlichen Schicht im Auge, geschädigt.
Zu Beginn bemerken Betroffene oft keine Symptome. Mit der Zeit kann es aber zu Sehstörungen, verschwommenem Sehen oder dunklen Flecken im Sichtfeld kommen. Ohne Behandlung kann die Retinopathie fortschreiten und schließlich zu einem vollständigen Verlust der Sehkraft führen.
Wie wirkt Fenofibrat?
Fenofibrat ist ein Medikament, das ursprünglich zur Senkung des Cholesterinspiegels entwickelt wurde. Es gehört zur Gruppe der Fibrate und wirkt hauptsächlich, indem es die Menge der Fettstoffe im Blut reduziert. Dabei wird der Abbau von LDL-Cholesterin („schlechtes Cholesterin“) gefördert und das „gute“ HDL-Cholesterin erhöht. Fenofibrat wurde heute größtenteils durch andere Cholesterinsenker wie Statine ersetzt.
Eine Studie aus dem Jahr 2005 untersuchte, ob Fenofibrat Menschen mit Diabetes vor Herz-Kreislauf-Ereignissen schützen kann. Das konnten die Ergebnisse zwar nicht zeigen, aber die Forschenden fanden überraschend heraus, dass Fenofibrat eine schützende Wirkung auf die Augen von Menschen mit Diabetes haben könnte.
Aktuelle Studie zeigt die Wirkung von Fenofibrat auf die Augen
Forschende wollten nun konkret herausfinden, ob Fenofibrat das Fortschreiten der Retinopathie verlangsamen kann. Dazu wurden in der LENS-Studie 1.151 Erwachsene mit Diabetes und Retinopathie im Frühstadium über vier Jahre hinweg beobachtet. Die Teilnehmenden wurden entweder mit Fenofibrat oder einem Placebo behandelt.
Die Ergebnisse waren interessant: In der Fenofibrat-Gruppe verschlechterte sich die Retinopathie bei deutlich weniger Teilnehmenden als in der Placebogruppe. Konkret benötigten in der Fenofibrat-Gruppe 32,1 Prozent der Teilnehmenden eine weiterführende Augenbehandlung im Vergleich zu 40,2 Prozent in der Placebo-Gruppe. Zudem entwickelte sich bei nur 3,8 Prozent der Fenofibrat-Teilnehmenden ein Makulaödem (eine Schwellung in der Mitte der Netzhaut) im Vergleich zu 7,5 Prozent in der Placebogruppe.
Diese Zahlen zeigen, dass Fenofibrat das Risiko einer Verschlechterung der Augenerkrankung um fast ein Drittel reduzieren kann. Die Behandlung wurde gut vertragen.. Eine der wenigen bekannten Nebenwirkungen war ein vorübergehender Rückgang der Nierenfunktion, die jedoch bei vielen Menschen mit Diabetes sowieso beeinträchtigt ist.
Die Forschenden wissen bisher noch nicht, wie Fenofibrat bei einer Retinopathie genau wirkt. Das wollen sie in weiteren Studien herausfinden.
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