Morbus Bechterew-Leitlinie: Schnellere Identifizierung von Rheuma bei Rückenschmerzen
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Die axiale Spondyloarthritis (SpA), auch bekannt als Morbus Bechterew, ist eine entzündliche Wirbelsäulenerkrankung, die in die Kategorie der rheumatischen Erkrankungen fällt. Aufgrund ihrer unspezifischen Symptome wird diese Krankheit im Frühstadium oft nicht diagnostiziert. Die aktualisierte S3-Leitlinie für ”Axiale Spondyloarthritis einschließlich Morbus Bechterew und Frühformen” soll den Diagnoseprozess beschleunigen. Ein schnellerer Therapiebeginn kann dazu beitragen, die rheumatischen Symptome in den Griff zu bekommen und die Verknöcherung der Wirbelsäule so weit wie möglich hinauszuzögern. Die aktualisierte Leitlinie und ihre Auswirkungen auf die Behandlung wurden von Fachleuten auf einer Pressekonferenz während der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) diskutiert, die vom 4. bis 7. September 2019 in Dresden stattfand.
Fehlinterpretation von SpA-Symptomen führt zu ineffektiven Behandlungen
Chronische Rückenschmerzen bei SpA-Betroffenen werden häufig als unspezifische Schmerzen im unteren Rückenbereich fehldiagnostiziert, was weder zu einer eindeutigen Diagnose noch zu einer wirksamen Therapie führt. In fortgeschrittenen Stadien führt die Krankheit zu einer Knochenneubildung an den Wirbeln und den Iliosakralgelenken, was starke Schmerzen und Bewegungseinschränkungen verursacht.
Die 2013 veröffentlichte S3-Leitlinie hat die Qualität der Versorgung in Deutschland verbessert, was sich in der Kerndokumentation zeigt, die zeigt, dass die Diagnosezeit für Betroffene gesunken ist. “In den letzten 20 Jahren ist der Anteil der Menschen, bei denen innerhalb eines Jahres eine SpA diagnostiziert wurde, von 30 auf 50 Prozent gestiegen”, sagt Privatdozentin Dr. med. Uta Kiltz, Oberärztin am Rheumazentrum Ruhrgebiet in Herne.
Frühe Stadien der SpA sind schwer von allgemeinen Rückenschmerzen zu unterscheiden
Die frühen Stadien der SpA sind nur schwer von unspezifischen Rückenschmerzen zu unterscheiden, und die Herausforderung besteht darin, potenziell gefährdete Menschen aus einer großen Gruppe von Personen mit Rückenbeschwerden zu identifizieren. Typischerweise sind vor allem junge Menschen zwischen 15 und 30 Jahren betroffen. Röntgenaufnahmen und MRTs sind für eine endgültige Diagnose obligatorisch, auch wenn ihre Ergebnisse manchmal schwierig zu interpretieren sind. “Die aktualisierte Leitlinie schreibt vor, dass die endgültige Diagnose immer von einem Rheumatologen bestätigt werden sollte”, sagt Kiltz. Zu den ersten Anzeichen, die unspezifische Rückenschmerzen von SpA unterscheiden, gehören nächtliche Schmerzen, ein steifer Rücken am Morgen und die Feststellung, dass die Schmerzen bei Bewegung und nicht in Ruhe nachlassen. Die weitere Behandlung sollte mit einem Rheumatologen abgestimmt werden. Dieser kann die Behandlung mit Ärztinnen und Ärzten anderer Fachrichtungen abstimmen. So kann eine SpA beispielsweise häufig von Haut- oder Darmerkrankungen begleitet werden.
“Die Aktualisierung der Leitlinie betont den interdisziplinären Ansatz bei koexistierenden Erkrankungen und das langfristige Management von Morbus Bechterew”, ergänzt Prof. Dr. med. Martin Aringer, Kongresspräsident der DGRh. Er weist darauf hin, dass eine zentrale Anlaufstelle für Betroffene von größter Bedeutung ist, wenn mehrere Erkrankungen nebeneinander bestehen, um eine hohe Behandlungsqualität zu gewährleisten.
Schlussfolgerung
Die aktualisierte Morbus Bechterew-Leitlinie verkürzt nicht nur die Diagnosezeit der SpA, sondern unterstreicht auch die Bedeutung eines interdisziplinären Ansatzes bei der Behandlung von Betroffenen. Angesichts der häufigen Koexistenz verschiedener Erkrankungen bei Menschen mit SpA ist es von entscheidender Bedeutung, eine zentrale Anlaufstelle für ein besseres Behandlungsmanagement und eine verbesserte Qualität der Versorgung von Betroffenen anzubieten.
- Internisten im Netz (o. J.). Verfügbar unter: Rückenschmerz oder Rheuma?
- Kiltz, U., Braun, J., DGRh. et al. (2019). Langfassung zur S3-Leitlinie Axiale Spondyloarthritis inklusive Morbus Bechterew und Frühformen, Update 2019. Z Rheumatol 78 (Suppl 1), 3–64.