Forschende der Universität Cambridge haben eine sogenannte „Top-down“-Behandlungsstrategie bei Morbus Crohn mit dem Medikament Remicade (Infliximab) der Firma Janssen getestet. Ungefähr 80 Prozent der Betroffenen, die Remicade ab der Diagnose bekamen, konnten die Symptome unter Kontrolle halten.
Laut einer 12-monatigen Studie mit 386 Personen verbessert eine frühe Behandlung mit dem Medikament Remicade (Infliximab) die Behandlungsergebnisse für Menschen mit Morbus Crohn. Etwa 80 Prozent der Betroffenen, denen Infliximab direkt nach der Diagnose des Morbus Crohn verabreicht wurde, hielten ihre Symptome nach einem Jahr unter Kontrolle, verglichen mit nur 15 Prozent der Teilnehmenden, die eine Standardtherapie erhielten und Infliximab später bekamen.
Über die Studie
Forschende untersuchten im Rahmen der sogenannten PROFILE-Studie 386 Menschen aus Großbritannien, bei denen Morbus Crohn neu diagnostiziert worden war. Die Betroffenen wurden nach dem Zufallsprinzip einer von zwei Gruppen zugeteilt, denen eine unterschiedliche Behandlungsstrategie zugrunde lag: „Step-up“ oder „Top-down“.
Bei der Step-up-Behandlung bekamen Betroffene das Medikament Remicade erst dann, wenn ihre Krankheit fortschritt und andere Behandlungen nicht halfen. Das ist bisher die Standard-Therapie bei Morbus Crohn. Die Teilnehmenden der Top-down-Gruppe dagegen bekamen Remicade direkt nach der Diagnose verabreicht. Anschließend wurden die Teilnehmenden über einen Zeitraum von einem Jahr nachbeobachtet.
Was ist Remicade (Infliximab)?
Infliximab ist ein Arzneistoff, der vor allem zur Behandlung von Morbus Crohn und rheumatoider Arthritis verwendet wird. Betroffene erhalten das Medikament über Infusionen oder Spritzen unter die Haut. Infliximab mildert Entzündungen im Körper ab, schwächt aber auch das Immunsystem. Dadurch steigt das Risiko für verschiedene Infektionen wie Grippe und Atemwegserkrankungen, aber auch für Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Müdigkeit, Fieber, Bauchschmerzen und Übelkeit. Außerdem ist das Medikament vergleichsweise teuer. Aus diesen Gründen wird Infliximab Betroffenen in der Regel nur verabreicht, wenn regelmäßige Krankheitsschübe auftreten oder andere Behandlungen nicht wirken. Infliximab ist in der EU seit 1999 zugelassen.
Die Ergebnisse
Bei 79 Prozent der Teilnehmenden, die die Top-down-Therapie erhielten, waren sowohl die Symptome als auch die Entzündungsmarker in Blut- und Stuhlproben das ganze Jahr über unter Kontrolle, im Vergleich zu nur 15 Prozent der Teilnehmenden, die die Step-up-Therapie bekamen.
Bei zwei Dritteln (67 Prozent) der Betroffenen in der Top-down-Gruppe waren am Ende der Studie während einer Endoskopie-Untersuchung keine Geschwüre zu erkennen – etwas, das Fachleute als endoskopische Remission bezeichnen. Eine endoskopische Remission bedeutet für Betroffene in der Regel ein verringertes Risiko für spätere Komplikationen. Frühere Studien mit anderen Medikamenten konnten nur bei etwa 30 Prozent der Betroffenen eine endoskopische Remission erreichen.
Außerdem berichteten Betroffene der Top-down-Gruppe über eine höhere Lebensqualität. Sie mussten seltener mit ihrem Morbus Crohn im Krankenhaus behandelt und seltener am Darm operiert werden, als die Teilnehmenden der Step-up-Gruppe.
Brierley, C. (2024, February 22). Improving outcomes for Crohn’s patients. University of Cambridge. Retrieved April 24, 2024, from https://www.cam.ac.uk/stories/crohns-disease-therapy
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