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Bluthochdruck ist durch seine Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall die häufigste Todesursache in Deutschland. In den meisten Fällen liegt er ohne organische Ursache vor, was seine Behandlung erschwert. Gegen schweren Bluthochdruck soll in Zukunft die renale Denervierung helfen. Nachdem erste Studien vor einigen Jahren noch keine signifikanten Ergebnisse brachten, wurden die Katheter weiterentwickelt. In aktuellen Studien konnte nun eine signifikante Senkung des Blutdrucks erreicht werden.
Was ist eine renale Denervierung?
Nervenfasern des sympathischen Nervensystems liegen netzartig um die Nierengefäße herum. Ist die Regulation des Sympathikus gestört, schüttet die Niere vermehrt Hormone wie Adrenalin und Renin aus, die den Blutdruck deutlich erhöhen. Dadurch kann es zu medikamentös nicht einstellbarem Blutdruck kommen, der sogenannten therapierefraktären Hypertonie. Diese liegt vor, wenn der Blutdruck trotz der regelmäßigen Einnahme verschiedener Blutdrucksenker über 140/ 90mmHg beträgt. In dem Fall eignet sich die renale Denervierung, auch als interventionelle renale Sympathikusdenervation bezeichnet. Sie soll besonders Patienten mit einem erhöhten Schlaganfall- oder Herzinfarktrisiko helfen.
Die Chance dieser Methode ist schon seit den 50er Jahren bekannt. Damals wurden die entsprechenden Nervenfasern in einem großen chirurgischen Eingriff durchtrennt. Das führte zwar zu einer Blutdrucksenkung um mehr als 50mmHg, aber auch zu starken Nebenwirkungen. Die heutige Methode erfolgt minimalinvasiv unter örtlicher Betäubung, wobei die Nervenfasern verödet werden. Dazu wird ein Katheter über eine große Leistenvene bis zu den Nierengefäßen vorgeschoben. Dort werden die Nervenfasern durch die Gefäßwand hindurch mittels der Hitze von Hochfrequenzstrom oder Ultraschall verödet. Das Gefäß selbst nimmt keinen Schaden, da es durch den Blutfluss gekühlt wird.
Welche Ergebnisse liefern aktuelle Studien?
Derzeit werden weltweit in klinischen Studien Ergebnisse zu zwei verschiedenen Kathetern gesammelt:
Radiofrequenzablation:
In Deutschland und 6 weiteren Ländern wurden 467 Patienten in eine Studie eingeschlossen (s. The Lancet). Eine Gruppe von ihnen erhielt die Behandlung mit dem Radiofrequenz-Katheter. Bei der anderen Gruppe wurde eine Scheinbehandlung ohne tatsächliche Denervation durchgeführt, um die Verfälschung der Ergebnisse durch Scheineffekte zu vermeiden.
Nun liegen die Ergebnisse der ersten 80 Patienten vor: Bei den Patienten mit erfolgter Denervation kam es gegenüber der Scheinbehandlung zu einer signifikanten Blutdrucksenkung um 9- 9,4mmHg systolisch und 5,2- 6mmHg diastolisch.
Ultraschallkatheter:
Auch dieser Katheter wurde in Deutschland und 6 weiteren Ländern getestet. Hierfür wurden 146 Patienten in eine Studie eingeschlossen (s. The Lancet). Die Hälfte von ihnen erhielt die Denervation, die andere Hälfte eine Scheinbehandlung.
Nach zwei Monaten konnten 20% der Teilnehmer aus der Denervationsgruppe auf ihre blutdrucksenkenden Medikamente verzichten. Zum Vergleich: In der Kontrollgruppe waren es lediglich 2%. Trotzdem konnte gleichzeitig eine Senkung des systolischen Blutdrucks um 8,5mmHg erzielt werden.
Beide Katheter sind in Europa bereits CE-zertifiziert. Um weitere Ergebnisse zu sammeln, laufen aktuell noch Studien. Möchten auch Sie an einer solchen oder einer anderen Studie gegen Bluthochdruck teilnehmen? Dann registrieren Sie sich unverbindlich hier.
Quellenangaben
- Aziz, M. et al. (2018). Endovascular ultrasound renal denervation to treat hypertension (RADIANCE-HTN SOLO): a multicentre, international, single-blind, randomised, sham-controlled trial. The Lancet, 391 (10137), S. 2335-2345.
- Ärzteblatt (2018). Hypertonie: Studien bestätigen Wirksamkeit der renalen Denervierung.
- Cardio Guide (o. J.). Renale Denervation.
- Kandzari, D. E. et al. (2018). Effect of renal denervation on blood pressure in the presence of antihypertensive drugs: 6-month efficacy and safety results from the SPYRAL HTN-ON MED proof-of-concept randomised trial. The Lancet, 391 (10137), S. 2346-2355.
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