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Bei Menschen, die sich in einer Quarantäne befinden, scheint die Häufigkeit psychischer Beschwerden zu steigen.
Ängste, emotionale Erschöpfung und vor allem gedrückte Stimmung bis hin zur Depression sowie gesteigerte Reizbarkeit plagen sehr viele Betroffene.
Depressive Symptome finden sich teilweise noch drei Jahre später
Eine soziale Isolation kann sogar langfristige Folgen haben. Posttraumatischer Stress und depressive Symptome finden sich teilweise noch drei Jahre später. Zudem können Alkoholprobleme über Jahre bestehen.
Oft resultiert ein Vermeidungsverhalten. Etwa jeder Zweite, der wegen potenziellen SARS-Kontakts zu Hause bleiben musste, ging hustenden und niesenden Menschen fortan vermehrt aus dem Weg. In den Wochen nach der Quarantäne mieden viele auch öffentliche Plätze.
Epidemien wie die von SARS (2003 in China und Kanada) und Ebola (2014 in Westafrika) verdeutlichten bereits, was eine Quarantäne bei den betroffenen Menschen auslösen kann. Suizide, gesellschaftliche Wut und juristische Klagen sind oft die Folgen.
Die potenziellen Vorteile einer solchen verpflichtenden Massenisolierung müssen deshalb sorgfältig gegen die psychologischen Nachteile abgewogen werden, betonen Dr. Samantha K. Brooks vom Londoner King’s College und Kollegen.
Charakteristika einer akuten Belastungsreaktion
Die Forscher stellten Symptome einer akuten Belastungsreaktion bei einer neuntägigen prophylaktischen Abschottung von Krankenhausmitarbeitern nach potenziellem SARS-Kontakt fest. Auch berichteten sie in der Folge unter anderem häufiger über Ängste beim Umgang mit febrilen Patienten, Schlafprobleme und Konzentrationsstörungen, so die Autoren.
Stressoren durch Quarantäne
während der Maßnahme
• Dauer der Quarantäne (je länger, desto belastender)
• Angst vor einer Infektion
• Frustration und Langeweile
• inadäquate Versorgung (Lebensmittel, Kleidung etc.)
• mangelnde Informationen
nach der Maßnahme
• finanzielle Sorgen
• Stigmatisierung (Misstrauen, Vermeidungsverhalten, kritische Kommentare etc.)
Mitunter kehrt erst nach einigen Monaten eine Normalität ein, geben die Autoren zu bedenken. Während die akuten Effekte wenig überraschend seien, zeigen die möglichen Langzeitauswirkungen, dass rechtzeitig eine Art „Schadensbegrenzung“ betrieben werden müsse. Das zeichnet ein gutes Krisenmanagement aus.
Ein gutes Krisenmanagement ist die öffentliche Kommunikation.
Negative Konsequenzen lassen sich mit bestimmten Maßnahmen mildern. Beispielsweise sollte eine Isolation keinesfalls nachträglich verlängert werden, sonst macht sich Frustration und Demoralisierung breit. Als Schlüssel für ein gutes Krisenmanagement sehen die Experten die öffentliche Kommunikation.
Unzureichende Infos verstärken Ängste, deshalb der Rat: „Geben Sie den Menschen so viele Informationen wie möglich“ – insbesondere zur Infektionserkrankung und zum Grund einer Quarantäne. Das hilft auch, Stigmatisierungen durch andere zu verhindern.
Hotline eignet sich für Personen in Isolation
Je besser jemand versteht, warum man ihm diese Tortur aufbürdet, desto eher ist er auch bereit, ein Opfer für die Gemeinschaft zu bringen. So geht beispielsweise eine freiwillige Selbst-Isolation mit weniger (Langzeit-)Komplikationen für den Betroffenen einher.
Darüber hinaus ist es notwendig, die Versorgung der Bevölkerung und speziell derer in Quarantäne sicherzustellen. In Kanada z.B. erhielten letztere während der SARS-Epidemie zum Teil keine Lebensmittel und andere alltäglich benötigten Dinge.
Der soziale Kontakt sollte in einer solchen Situation keinesfalls weniger werden oder sogar abbrechen. Vielmehr muss er sich verlagern auf Social Media Angebote und das Telefon. Präventiv eignen sich Tipps zu Stressbewältigung und möglichen Aktivitäten gegen Langeweile sowie ggf. die Einrichtung einer Hotline für Personen in Isolation.
Schließlich sollte sich niemand alleingelassen fühlen.
Quelle:
Brooks SK. Lancet 2020; DOI: 10.1016/S0140-6736(20)30460-8 28.03.2020
Bild: congerdesign @ pixabay
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