Viele Herausforderungen die mit bisherigen Designs einhergehen können durch neue, adaptive Studiendesigns besser gemeistert werden. Um dabei nicht die Standards hinsichtlich Zuverlässigkeit und Sicherheit zu untergraben, werden derartige Designs zurzeit eingehend untersucht.
Die Prüfung neuer Therapieansätze in einer klinischen Studie muss durch Einreichung eines Studienprotokolls genehmigt werden. In diesem Protokoll ist festgelegt, wie viele Teilnehmende der Studie über welchen Zeitraum welche Behandlung erhalten und wie die Ergebnisse erfasst werden.
Eine große Herausforderung besteht bei der Ausarbeitung des Studiendesigns darin die möglichen Erkenntnisse vorauszusehen und ein Design zu entwerfen, welches in jedem denkbaren Szenario die sinnvolle Einbindung der Teilnehmenden gewährleistet. Gleichzeitig soll der Erkenntnisgewinn sichergestellt werden, was in manchen Fällen zu Konflikten führen kann.
Wenn beispielsweise aufgrund der kleinen Stichprobe die Wirksamkeit einer Therapie über einen Zeitraum von zwei Jahren belegt werden muss, ist dies der im Studienprotokoll festzulegende Behandlungszeitraum. Es können im Laufe der Studie Erkenntnisse gewonnen werden, welche eine leicht abgeänderte Form der Behandlung als vielversprechender erscheinen lassen. Bisher müssen die Studienorganisator:innen für diesen Fall einen vollständig neuen Antrag stellen, die Erforschung der Therapie verzögert sich also massiv.
Adaptive Studiendesigns sollen in Zukunft Dilemma lösen.
Vereinfacht ausgedrückt können in adaptiven Studien Zwischenstationen formuliert werden, bei deren Erreichung entschieden wird, ob und wie die Untersuchung fortgeführt wird. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass all diese Bedingungen ebenfalls von vornherein festgelegt sind.
Ausschlaggebend für den weiteren Verlauf der Studie sind nur die bis zu diesem Zeitpunkt in einer Zwischenauswertung gewonnenen Erkenntnisse. Teilnehmer:innen, die bis zu diesem Zeitpunkt eine Behandlung erfahren haben, welche nach der Zwischenanalyse eingestellt wird, können durch das neue Studiendesign in eine andere Behandlungsgruppe wechseln.
Vorteile von adaptiven Studiendesigns
Ein großer Vorteil der adaptiven Studiendesigns ist dabei die Möglichkeit, auf zwischenzeitlich gewonnene Erkenntnisse reagieren und die Stichprobe der Behandlungsgruppe zu erhöhen, die den größten Erfolg verspricht. Um diese Effekte sinnvoll zu nutzen, ist es notwendig, die gewonnenen Erkenntnisse in Echtzeit, also während der Durchführung, zu untersuchen. Dies stellt eine große Herausforderung dar, bisher werden die ausführlichen Auswertungen erst zum Ende oder nach Beendigung der Studien durchgeführt.
Probleme von adaptiven Studiendesigns
Als problematisch kann sich bei adaptiven Studiendesigns eine sogenannte Verzerrung erweisen. Durch die Veränderung der Gruppenzusammensetzungen kann bei den Teilnehmer:innen der Eindruck entstehen, die bisherigen Ergebnisse zeigten in eine bestimmte Richtung. Dies kann wiederum zu einer veränderten Erwartungshaltung und verfälschten Ergebnissen führen.
Adaptive Designs bei seltenen Krankheiten
Eine besondere Chance stellen adaptive Studiendesigns bei seltenen Krankheiten dar. Bei diesen ist eine der größten Herausforderungen, überhaupt ausreichend Teilnehmer:innen für eine Studie zu gewinnen, um ein aussagekräftiges Ergebnis zu erzielen. Wenn in diesen Fällen die Teilnehmer:innen einer Gruppe, deren Therapie schon nach kurzer Zeit wenig erfolgversprechender als die Referenztherapie ist, in eine vielversprechende Gruppe eingegliedert werden können, steigt in der Folge die Aussagekraft des in der letzteren Gruppe beobachteten Ergebnisses. Für die Erforschung von Therapien bei seltenen Erkrankungen hat die Verwendung von adaptiven Studiendesigns besonders hohes Potenzial.
Quellenangaben
- EUPATI – Europäische Patientenakademie (o. J.). Verfügbar unter: Neue Ansätze in klinischen Prüfungen: Adaptive Designs.