Wenn Sie an einer klinischen Studie teilnehmen, tun Sie nicht nur Ihrer eigenen Gesundheit und dem Geldbeutel etwas Gutes. Sie leisten einen gesellschaftlichen Mehrwert und gestalten den medizinischen Fortschritt aktiv mit. Wie das funktioniert, erfahren Sie hier.
Wohin kann ich mich wenden?
Studienteilnehmende werden überall dort gesucht wo geforscht wird. Demzufolge können Sie sich an folgende Stellen wenden:
- Privatwirtschaftliche Forschungsinstitute
- Universitätskliniken und Krankenhäuser
- Arztpraxen
- Behörden
Wie werde ich zum Teil einer Studie?
Menschen die sich in einer stationären oder ambulanten Therapie befinden, werden häufig direkt von den behandelnden Ärztinnen und Ärzten angesprochen, ob sie an einer klinischen Studie teilnehmen wollen. Manchmal ist aber auch Eigeninitiative gefragt!
Wahrscheinlich sind Sie das eine oder andere Mal an einer Werbetafel im Bus oder in der U-Bahn vorbeigelaufen auf dem für bestimmte StudienTeilnehmende gesucht wurden. Diese Werbeanzeiger werden häufig von sogenannten „Bindegliedern“ oder „Vermittlern“ im Bereich der klinischen Studien vor Ort platziert. Sich auf diese Anzeigen zu melden ist ein typischer Weg, aber es geht auch noch anders:
- Online nach Patientenrekrutierungsunternehmen suchen und sich unverbindlich auf deren Plattform registrieren (zum Beispiel bei Mondosano für klinische Studien registrieren).
- Auf Werbeanzeiger reagieren.
- In Gesundheitsforen nachfragen, ob jemand passende Studien kennt.
- Universitätskliniken haben sogenannte „Clinical Trial Units“ oder „Studienzentren“. Im Internet finden Sie die entsprechenden Kontaktpersonen und können sich direkt melden.
Wenn ich teilnehme, setze ich mich dann Risiken aus?
Klinische Studien sind in Deutschland streng reglementiert und überwacht. Eine jede Studie muss nicht nur von Bundesbehörden wie dem Bundesinstitut für Arzneimittel (BfArM) oder dem Paul-Ehrlich-Institut vor Start überprüft werden, sondern wird vor Beginn auch durch eine unabhängige Ethikkommission begutachtet. Erst wenn keine Bedenken seitens der Behörden und Institutionen bestehen, entsprechende Voruntersuchung in Labormodellen und an Tierversuchen durchgeführt wurden, wird die Studie am Menschen durchgeführt.
Wenn Sie an einer klinischen Studie teilnehmen, werden Sie gut überwacht und erhalten eine sehr intensive Betreuung: ständig werden neue Blutwerte und/oder Funktionswerte von Organen kontrolliert, Sie werden regelmäßig von dem Studienteam nach Auffälligkeiten befragt. 24 Stunden am Tag und 7 Tage die Woche haben Sie einen Ansprechpartner. Sie werden nie alleingelassen und sind in einer engmaschigen Kontrolle.
Lesen Sie sich gerne unsere Erfahrungsberichte von Studienteilnehmenden durch und erfahren Sie mehr.
Sie haben jederzeit die Möglichkeit die Studie abzubrechen. Sie müssen also nicht das Studienprotokoll bis zum Ende durchziehen, wenn Sie zwischenzeitlich Bedenken haben. Auch nach einem frühzeitigen Abbruch der Studie oder nach dem regulären Ende der Studie befinden sich Teilnehmende innerhalb einer vordefinierten Zeitspanne in einer Nachbeobachtungsphase – auch wenn es erst nach Wochen des Studienendes zu einer Auffälligkeit kommt, können Sie noch Kontakt aufnehmen.
Wie viel Geld bekomme ich, wenn ich an einer Studie teilnehme?
Dies ist sehr unterschiedlich und hängt von den folgenden vier Punkten ab:
- Wer führt die Studie durch (privatwirtschaftlich oder staatlich)?
- Welche Phase der Studie ist es (Phase 1-4)?
- Wie lange dauert die Studie?
- Wie hoch ist das Risiko für Sie persönlich?
Grundsätzlich gilt: Je höher das gesundheitliche Risiko für Teilnehmende ist, desto höher fällt die Aufwandsentschädigung aus.
Das meiste Geld wird Menschen angeboten die an einer Phase 1 Studie teilnehmen. In Phase 1 Studien wird eine neue Substanz das erste Mal Menschen verabreicht. Teilnehmende von Phase 1 Studien sind üblicherweise gesund und prüfen die neue Substanz auf deren Verträglichkeit hin. Die Höhe der Aufwandentschädigung ist dabei sehr variabel und liegt zwischen 800 Euro bis zu mehreren Tausend Euro.
Nach einer erfolgreichen Phase 1 Studie folgt die Studie der Phase 2. Hier wird die Substanz erstmalig Teilnehmenden verabreicht, die auch erkrankt sind und somit Betroffene sind. Wenn Sie an einer Phase 2 Studie teilnehmen, können Sie mit einem Tagessatz von 150 Euro bis etwa 250 Euro rechnen.
In einem nächsten Schritt wird eine große Anzahl Betroffener auf der ganzen Welt mit dem neuen Präparat behandelt. Teilnehmende von Phase 3 Studien erhalten üblicherweise eine Fahrkostenrückerstattung und je nach Sponsor der Studie eine Aufwandentschädigung. Die Summe der Aufwandentschädigung ist dabei sehr variabel und kann von 50 Euro bis zu mehreren Hundert Euro variieren. Phase 3 Studien sind Studien kurz vor der Marktzulassung des neuen Präparats. Demzufolge sind es hier vor allem Betroffene die keine weiteren Therapieoptionen haben, die zu Teilnehmenden werden. Das Thema Geld ist für diese Menschen nur sekundär wichtig.
Quellenangaben
- Vfa. Die forschenden Pharmaunternehmen (2017). Verfügbar unter: Deutschland ist weltweit Nr. 2 bei klinischen Studien forschender Pharma-Unternehmen.