Die American Gastroenterological Association (AGA) hat auf Basis der aktuellen Forschung und Meinungen von Fachleuten neue Empfehlungen zur Ernährung von Menschen mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) entwickelt.
Die Ernährungstipps können dabei helfen, die Beschwerden während eines Krankheitsschubs zu lindern. Lesen Sie hier, welche Ernährungstipps bei CED wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa nützlich sind.
Kurzübersicht: 6 neue Ernährungstipps bei Colitis ulcerosa
- CED wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa verlaufen in Schüben mit Symptomen wie Bauchschmerzen und Durchfall. Werden Nahrungsbestandteile nicht mehr ausreichend vom Darm aufgenommen, kann es zu Mangelernährung kommen.
- Eine passende Ernährung hilft Betroffenen, genügend Kalorien und Nährstoffe aufzunehmen und die Symptome während eines Schubs abzumildern.
- Fachleute empfehlen eine mediterrane Ernährungsweise. Faserige, pflanzliche Lebensmittel, wie rohes Obst, Gemüse und Vollkornprodukte, sorgfältig kauen und eventuell besser verträglich zubereiten.
- Ebenfalls wichtig sind regelmäßige ärztliche Checks auf Unterernährung. Betroffene sollten eine Ernährungsberatung bekommen und ihre Versorgung mit Eisen, Vitamin D und Vitamin B12 im Auge behalten.
- Studienergebnisse deuten darauf hin, dass Stillen und eine mediterrane Ernährung das Risiko für die Entstehung von Morbus Crohn senken.
Colitis ulcerosa: Sechs Tipps für eine passende Ernährung
CED wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa verlaufen in Schüben. Dabei treten verschiedene Symptome wie häufige Toilettengänge mit (blutigem) Durchfall, Bauchschmerzen, Krämpfe, Blähungen und Appetitlosigkeit auf. Manchmal kann der Darm Nahrungsbestandteile nicht mehr ausreichend aufnehmen. Während eines Schubes benötigen Sie daher häufig mehr Kalorien und Nährstoffe. Die sechs Ernährungstipps können Ihnen dabei helfen, ein gesundes Gewicht zu halten, mehr Nährstoffe zu sich zu nehmen und die Symptome zu lindern.
1. Mediterrane Ernährungsweise
Menschen mit CED sollten eine mediterrane Ernährung verfolgen, falls keine Kontraindikation mit Medikamenten oder einer anderen Behandlungsart besteht. Eine mediterrane Ernährungsweise enthält:
- Viel frisches Obst und Gemüse
- Hochwertige Pflanzenöle wie Oliven-, Raps- und Leinöl
- Vollkornprodukte mit hohem Ballaststoffanteil (wie Vollkornbrot, Vollkornnudeln, Naturreis, Haferflocken)
- Hochwertiges Eiweiß (Fisch, mageres Huhn und Pute, Eier, Tofu, Hülsenfrüchte)
- Wenige Fertigprodukte, hochverarbeitete Lebensmittel, Fast Food und Süßigkeiten
- Wenig rotes Fleisch: Eine Ernährung mit wenig rotem und verarbeitetem Fleisch kann nach neuesten Erkenntnissen die Schübe bei Colitis ulcerosa abschwächen. Für Morbus Crohn sind die Ergebnisse nicht so eindeutig. Fachleute vermuten derzeit: Wenig rotes und verarbeitetes Fleisch kann Schüben bei Morbus Crohn wohl nicht vorbeugen.
Aber: Studien zeigen, dass zu viel rotes und verarbeitetes Fleisch (wie Wurst, Hackfleisch, Schinken) die Entstehung von Darmkrebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes begünstigt. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt daher gesunden Erwachsenen, nicht mehr als 300-600 Gramm Fleisch und Wurst pro Woche zu essen.
2. Obst und Gemüse verträglich zubereiten
Betroffene mit schmerzhaften Verengungen im Darm vertragen möglicherweise keine faserigen, pflanzlichen Lebensmittel (wie rohes Obst und Gemüse) und Vollkornprodukte. Um dennoch mehr pflanzliche Lebensmittel und Ballaststoffe in den Speiseplan einzubauen, empfehlen Fachleute folgendes:
- Lebensmittel sorgfältig kauen.
- Obst und Gemüse dünsten oder braten.
- Aus rohem Obst und Gemüse lassen sich Smoothies zubereiten. Das vertragen viele Betroffene besser.
- Mit kleinen Portionen anfangen. Mengen an Vollkornprodukten und anderen ballaststoffreichen Lebensmitteln langsam steigern.
3. Regelmäßige Checks auf Unterernährung
Während eines Krankheitsschubs kann es passieren, dass Betroffene nicht genügend Nährstoffe aus der Nahrung aufnehmen können. Fachleute empfehlen daher regelmäßige Untersuchungen auf eine Unterernährung. Dabei sollten Symptome wie etwa Ödeme (Wassereinlagerungen), unbeabsichtigter Gewichtsverlust oder der Verlust von Fett- und Muskelmasse beurteilt werden. Entdecken Ärzt:innen solche Warnzeichen bei Betroffenen, sollten Ernährungsfachleute die Mangelernährung mit beurteilen.
4. Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen überwachen
Alle Menschen mit CED sollten regelmäßig auf Vitamin-D- und Eisenmangel getestet werden. Menschen, bei denen ein Großteil des Dünndarms betroffen ist, oder die schon mal am Dünndarm operiert wurden, sollten auch ihren Vitamin B12-Wert im Auge behalten.
5. Ernährungsberatung buchen
Die Fachleute empfehlen, dass alle Menschen, bei denen eine CED festgestellt wird, eine Ernährungsberatung bei einer qualifizierten Ernährungsfachkraft angeboten bekommen.
6. Rechtzeitig vorbeugen
Neueste Studien zeigen: Stillen kann das Risiko für eine CED in der Kindheit senken. Kinder und Erwachsene können mit einer mediterranen Ernährung der Entstehung einer CED vorbeugen.
Quellen
Diet and nutritional therapies in patients with IBD. (2024, January 23). American Gastroenterological Association. Retrieved April 11, 2024, from https://gastro.org/clinical-guidance/diet-and-nutritional-therapies-in-patients-with-ibd/
Gut für die Gesundheit: Viel Gemüse & Obst, wenig Fleisch. (2021). Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). Retrieved April 11, 2024, from https://www.dge.de/presse/meldungen/2021/gut-fuer-die-gesundheit-viel-gemuese-obst-wenig-fleisch/
Hashash, J., & et al. (2024, January 23). AGA Clinical Practice Update on Diet and Nutritional Therapies in Patients With Inflammatory Bowel Disease: Expert Review. Gastroenterology, 166(3), 521-532. https://doi.org/10.1053/j.gastro.2023.11.303