Wie kommt es zu Colitis ulcerosa, woran leiden die Betroffenen und was kann man dagegen tun? Mondosano beantwortet Ihnen die 7 wichtigsten Fragen zu dieser Darmerkrankung.
Hinter dem Namen Colitis ulcerosa verbirgt sich eine chronische, entzündliche Erkrankung des Dickdarms. Sie breitet sich kontinuierlich aus und führt zu Geschwüren der oberflächlichen Schleimhautschichten der Darmwand. Colitis bezeichnet dabei die Entzündung des Dickdarms (Kolon), ulcerosa bedeutet geschwürig. Wie Morbus Crohn zählt Colitis ulcerosa zur Gruppe der chronischen entzündlichen Darmerkrankungen (CED).
I. Wer erkrankt an Colitis ulcerosa?
In Deutschland erkranken jedes Jahr knapp 5.000 Menschen an Colitis ulcerosa, davon 1.500 Kinder. Das Haupterkrankungsalter liegt zwischen dem 25. und 35. Lebensjahr. Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen.
II. Was sind die Symptome einer Colitis ulcerosa?
Colitis ulcerosa äußert sich bei jedem Betroffenen anders und unterschiedlich stark. Die Hauptsymptome sind:
- häufige, blutig-schleimige Durchfälle (Geschwüre an der Darmwand bluten und sondern Schleim ab)
- häufige Stuhlgänge (bis zu 20 Mal täglich)
- Bauchschmerzen, oft linksseitig und krampfartig
- Fieber
- Blutarmut
- körperliche Schwäche
Gelegentlich führt Colitis ulcerosa auch zu Symptomen außerhalb des Darmtraktes. Dazu zählen:
- Gelenkschmerzen,
- Entzündungen am Auge,
- Hautveränderungen,
- Entzündungen an den Gallengängen und eine daraus entstehende Fettleber.
III. Welche Gefahren birgt Colitis ulcerosa?
Neben den akuten Symptomen kann es durch Colitis ulcerosa zu Langzeitproblemen oder bedrohlichen Situationen kommen. Bei betroffenen Kindern ist häufig das Wachstum beeinträchtigt.
- hoher Gewichtsverlust
- Nährstoffmangel und Blutarmut durch die häufigen Durchfälle
- massive Blutungen
- Blutvergiftung
- Durchbruch der Darmwand
- erhöhtes Darmkrebsrisiko
- Megakolon: Der Dickdarm kann sich durch eine heftige Entzündung aufblähen. Das führt zu intensiven Bauchschmerzen, einem stark aufgeblähten Bauch und hohem Fieber. Diese Situation ist lebensbedrohlich und erfordert eine sofortige Behandlung im Krankenhaus!
IV. Wodurch entsteht Colitis ulcerosa?
Wie Colitis ulcerosa entsteht ist bisher weitestgehend ungeklärt. Wissenschaftler gehen von einer Autoimmunreaktion aus. Das Abwehrsystem im Darm schützt den Körper vor eingedrungenen Krankheitserregern. Im Fall einer Autoimmunreaktion hält der Darm körpereigene Substanzen für Eindringlinge und richtet Abwehrstoffe dagegen. Das führt zur Entzündung.
Risikofaktoren, die das Entstehen von Colitis ulcerosa begünstigen, sind bisher eben so wenig bekannt. Als gesichert gilt lediglich, dass eine erbliche Veranlagung eine Rolle spielt. Psychische Belastungen lösen Colitis ulcerosa nicht aus, können aber einen Schub begünstigen.
V. Wie verläuft Colitis ulcerosa?
Die Entzündung beginnt im Mastdarm. Das ist der letzte Abschnitt des Dickdarms, direkt vor dem Anus. Ist nur dieser Bereich betroffen, spricht man von einer Prokitis. Von dort kann sich die Colitis ulcerosa weiter ausbreiten. Teilweise ist der ganze Dickdarm betroffen (Pankolitis). In seltenen Fällen entzündet sich auch der letzte Abschnitt des Dünndarms, man spricht von einer Backwash-Ileitis.
Colitis ulcerosa verläuft meist schubweise.
In der Regel verläuft Colitis ulcerosa in Schüben. Es gibt jedoch drei verschiedene Verlaufsformen:
- Chronisch-rezidivierend/ intermittierend: 85% der Betroffenen
Krankheitsschübe wechseln sich mit kompletten Remissionen (beschwerdefreie Zeiten) ab. 5-10% der Betroffenen sind nach einem einzigen Schub jahrelang beschwerdefrei. - Chronisch-kontinuierlich: 10% der Betroffenen
Die Beschwerden sind unterschiedlich stark. Es kommt nicht zu kompletten Remissionen, es gibt also keine Beschwerdefreiheit. - Akut fulminant: 5% der Betroffenen
Plötzlicher Krankheitsbeginn mit Durchfällen, Fieber, Dehydration und Schockzuständen.
VI. Wie wird Colitis ulcerosa diagnostiziert?
Besteht der Verdacht auf Colitis ulcerosa, sollte ein Gastroenterologe oder eine Gastroentrologin aufgesucht werden. Er hat verschiedene Möglichkeiten, die Diagnose zu bestätigen:
- Frage nach Symptomen
- Abtasten des Bauches auf Druckschmerz
- Untersuchung des Anus durch Abtasten
- Darmspiegelung (am besten bis zum letzten Abschnitt des Dünndarms): Geschwüre können erkannt werden, Gewebeproben können entnommen werden
- Ultraschall: diffuse Wandverdickungen des Dickdarms zeigen den Ort der Entzündung an
- Blutuntersuchung: Entzündungswerte, sowie Hinweise auf Blutarmut oder Nährstoffmangel
- bakteriologische Stuhluntersuchung, um andere Ursachen auszuschließen
- MRT (Magnetresonanztomographie) bei Verdacht auf Dünndarmbefall
Die Darmspiegelung ist das wichtigste Diagnoseinstrument. Im Verlaufe der Erkrankung gewinnt zudem die Ultraschalluntersuchung an Bedeutung.
VII. Wie lässt sich Colitis ulcerosa behandeln?
Colitis ulcerosa ist bislang nicht heilbar. Die Behandlungsmöglichkeiten haben sich dank des medizinischen Fortschritts aber in den letzten Jahren deutlich verbessert. So gibt es verschiedene Medikamente, die im akuten Schub sowohl die Schmerzen, als auch den Entzündungsprozess lindern. Dafür eignen sich, je nach betroffenem Darmabschnitt und Schwere der Entzündung, z. B. lokale Schaumpräparate, Zäpfchen oder Tabletten.
In der Remission werden gegebenenfalls weiterhin entzündungshemmende Medikamente eingenommen, um die beschwerdefreie Zeit möglichst zu verlängern und den nächsten Schub hinaus zu zögern oder gar zu verhindern.
Welche Medikamente wann erfolgsversprechend sind, und wann eine Operation notwendig ist, erfahren Sie in unserem Artikel Behandlung von Colitis ulcerosa – Was hilft wirklich?
Quellenangaben
- Melzer, M.(2021). Verfügbar unter: Colitis ulcerosa.
- Antwerpes, F., Walter F., et al. (2023). Verfügbar unter: Colitis ulcerosa.