Jedes Jahr erkranken in Deutschland ca. 430.000 Menschen neu an Alzheimer. Muss das sein? Was Sie über Alzheimer wissen sollten und wie Sie sich vor Alzheimer schützen können, erfahren Sie in diesem Artikel.
Warum sind mehr Frauen als Männer von Alzheimer betroffen?
Etwa 66% der Alzheimerbetroffenen sind weiblich. Warum dies so ist, ist nicht ganzheitlich geklärt. Zwar ist bekannt, dass das Risiko eines Alzheimers mit fortschreitendem Alter steigt und Frauen eine höhere Lebenserwartung haben als Männer. Jedoch ist ebenfalls zu beobachten, dass der Krankheitsverlauf bei Männern schneller und prognostisch schlechter ist.
- Frauen werden älter als Männer.
- Frauen überleben die Alzheimererkrankung über einen längeren Zeitraum.
- Weibliche Hormone begünstigen zwar die Entstehung von Alzheimer, hemmen jedoch evtl. auch die Geschwindigkeit des Fortschreitens der Krankheit.
- Unterschiede in der Genaktivität bei älteren Frauen könnten einen Einfluss haben.
Welche Risikofaktoren gibt es für Alzheimer?
Viele Prozesse bei der Entstehung von Alzheimer sind noch immer nicht eindeutig geklärt. Warum der eine Mensch an Alzheimer erkrankt und der andere nicht, ist nicht klar. Zwar existieren Risikofaktoren, die eine Alzheimererkrankung begünstigen, aber auch diese sind eben nur Risikofaktoren. Zu ihnen gehören:
- Übermäßiger Alkoholkonsum
- Erkrankungen des Nervensystems (z.B. Schlaganfall, Parkinson)
- Schädel-Hirn-Verletzungen
- Geringe geistige Aktivität und soziale Isolation
- Bestimmte Erbanlagen
- Weibliches Geschlecht
- Höheres Lebensalter
- Risikofaktoren und Erkrankungen für das Gefäßsysten, wie Bluthochdruck, Diabetes, Rauchen oder starkes Übergewicht
Was passiert im Gehirn, wenn ich an Alzheimer erkranke?
Alzheimer verursacht an unterschiedlichen Stellen im Gehirn Veränderungen der Prozesse und der Hirnsubstanz. Zum einen sterben immer mehr Nervenzellen des Gehirns ab, es schrumpft dabei um bis zu 20%. Zum anderen wird der Informationsaustausch zwischen den Nervenzellen beeinträchtigt.
6 Tipps, um Alzheimer vorzubeugen
1. Ernähren Sie sich ausgewogen:
Besonders die mediterrane Kost scheint sich positiv auf die Entstehung eines Alzheimers auszuwirken. Zu der mediterranen Küche zählen viel Gemüse und Obst, Kräuter und vollwertige Getreideprodukte sowie selbstverständlich natives Olivenöl. Auf Milchprodukte und Fleisch wird weitestgehend verzichtet und der Verzehr von Fisch wird favorisiert.
2. Bewegung ist wichtig:
Bewegung sorgt nicht nur für einen fitten Körper, sondern auch für fitte Gehirnzellen. Durch die Bewegung wird das Gehirn optimal mit Blut und Sauerstoff versorgt und Probleme mit dem Gewicht oder zu hohe Cholesterinwerte gehören der Vergangenheit an.
3. Nutzen Sie Ihr Gehirn:
Trainieren Sie die Leistung Ihres Gehirns und steigern Sie dadurch die Aufmerksamkeit, Konzentration, Merkfähigkeit und Koordination. Das Gehirn muss als Muskel verstanden werden – ein Muskel will trainiert werden damit er seine Leistungsfähigkeit auch vollumfänglich entfalten kann. Kreuzworträtsel, Knobeln oder eine neue Sprache lernen sind gute Übungen für das Gehirn.
4. Soziale Kontakte pflegen:
Der Mensch ist ein Rudeltier und ein soziales Wesen. Wir müssen raus und unter Leute damit wir uns wohlfühlen und glücklich sind. Zudem sorgt der soziale Kontakt für eine optimale Nutzung des Sprachvermögens, die Gedächtnisleistung wird angeregt und die Wahrnehmung geschärft.
5. Hören Sie auf zu rauchen:
Nikotin ist ein Nerven-, Zell- und Gefäßgift. Die toxische Wirkung von Nikotin schädigt unsere Gefäße. Langfristig sorgt dies für eine verminderte Blutversorgung des Gehirns, was zu einem Sauerstoffdefizit im Hirngewebe führt.
6. Behandeln Sie die Risikofaktoren:
Nicht alle Entstehungsmechanismen von Alzheimer sind geklärt. Dennoch sind manche Risikofaktoren bekannt. Sollten Sie an Diabetes leiden, dann seien Sie bestrebt Ihre Zuckerwerte optimal einzustellen. Auch ein zu hoher Blutdruck sollte umgehend eingestellt und regelmäßig kontrolliert werden.
Welche Medikamente helfen bei Alzheimer?
Seit Jahren versuchen Wissenschaftler:innen und Pharmafirmen eine Art Impfung gegen Alzheimer zu entwickeln. Bisher sind alle Forschungsvorhaben zur Entwicklung eines Alzheimerimpfstoffes gescheitert.
Nur wenige Medikamente sind in den nationalen Leitlinien für die Behandlung von Alzheimer gelistet. Wichtig scheint vor allem die frühzeitige Therapie von alzheimerbegünstigenden Erkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck usw.
Aktuell sind die folgenden 3 Wirkstoffgruppen in den Leitlinien zu finden:
Cholinesterasehemmer:
Sie hemmen den Abbau des Botenstoffes Acetylcholin, der dann wieder vermehrt zur Verfügung steht.
⇒ Aricept, Reminyl, Exelon
Ginkgo biloba:
Fördert die Durchblutung des Gehirns.
⇒ Gingium, Gikgo biloba, Ginkobil
Glutamat-Antagonist:
Der übermäßigen Glutamat-Ausschüttung im Gehirn wird entgegengewirkt.
⇒ Memantin
Welche Tricks helfen mir durch den Tag, wenn mein Alzheimer beginnt?
Bemerken Sie erste Anzeichen eines beginnenden Alzheimers, ist die Situation sehr erschreckend und kann Sie aus der Bahn werfen. Haben Sie aber keine Angst, dass ein nahes Familienmitglied etwas von der anfänglichen Vergesslichkeit bemerkt. Reden Sie offen darüber und konsultieren Sie frühzeitig Ihren Arzt oder Ihre Ärztin.
Mit den folgenden 7 Tipps ist Ihnen in der Anfangszeit der Erkrankung sicher gut geholfen. Folgende Tipps erleichtern den Alltag und sorgen für Struktur:
- Geben Sie dem Alltag Struktur, indem Sie einen Terminkalender oder Wochenplaner nutzen.
- Kleine Haftnotizen können Ihnen helfen die Alltagsgegenstände beim Namen zu nennen (Klebezettel auf Herd oder Fön mit der entsprechenden Bezeichnung).
- Legen Sie wichtige Gegenstände immer an denselben Platz (Haustürschlüssel, Handy etc.).
- Speichern Sie die wichtigen Telefonnummern in der Kurzwahlliste Ihres Telefons.
- Informieren Sie sich über Hausnotrufsysteme, schaffen Sie Stolperfallen wie Teppiche aus dem Weg und lassen Sie die Rauchmelder in der Wohnung überprüfen.
- Melden Sie sich bei einem Sportverein an und machen Sie regelmäßig zu festen Zeiten und in einer Gruppe Sport, z. B. Nordic Walking oder (Wasser)-Gymnastik.
- Sorgen Sie vor: Patient:innenverfügung, Vorsorge- und Betreuungsvollmacht.
Tipps für die richtige Ernährung bei Alzheimer
Menschen, die unter Alzheimer leiden, verspüren im Laufe der Krankheit häufig Appetitlosigkeit und einen reduzierten Geschmackssinn. Geschulte Angehörige oder Pflegekräfte sollten ein Augenmerk darauf haben, denn allzu schnell sind Betroffene unterernährt und verlieren an Muskelmasse. Zudem sind sie anfälliger für Erkrankungen, wie beispielsweise Lungenentzündungen.
Die folgenden Tipps können helfen, dass Alzheimerpatient*innen sich richtig und ausreichend ernähren:
- Die Essenszeiten sollten regelmäßig und jeden Tag zu den gleichen Uhrzeiten stattfinden. Durch diese Herangehensweise wird eine Tagesstruktur geschaffen, die den Alzheimerpatient*innen ein Sicherheitsgefühl vermittelt.
- Auch eine angenehme Atmosphäre mit einem sauber strukturierten Esstisch kann dazu beitragen, dass Betroffene besser essen. Je nach Vorliebe ist es demzufolge ratsam, leise Hintergrundmusik laufen zu lassen.
- Es hilft die Lieblingsgerichte der Betroffenen so oft wie möglich zuzubereiten. Vielleicht können Sie die Speisen gemeinsam zubereiten. In aller Regel sind die Handgriffe der eigenen Leibspeise wie eingebrannt und die Betroffenen können den Braten oder die Suppe im Schlaf zubereiten.
Alzheimer ist eine tückische Krankheit und stellt nicht nur das Leben der Betroffenen auf den Kopf, sondern beeinflusst auch den Alltag der Angehörigen. Mit viel Geduld können sich Alzheimerpatient*innen und Angehörige den Schwierigkeiten dieser Krankheit aber stellen.
Immer wenn die Diagnose einer Demenz im Raum steht sind Ärzte und Ärztinnen bestrebt evtl. Auslöser zu finden oder die als Demenz getarnte Erkrankungen zu detektieren. Somit finden Blutuntersuchungen um bspw. vorliegende Entzündungen zu erkennen statt. Das Hirnwasser (Liquor) kann ebenfalls einen Anhalt einer primären Erkrankung geben (Neurosyphilis).
Quellenangaben
- Alzheimer Forschung Initiative e. V. (o. J.). Verfügbar unter: Medikamentöse Behandlung.
- Deutsche Alzheimer Gesellschaft e. V. (2022). Verfügbar unter: Die Häufigkeit von Demenzerkrankungen.
- Luxemburg Centre for Systems Biomedicine (o. J.). Verfügbar unter: Geschlechterunterschiede bei Alzheimer.
- Statista (2022). Verfügbar unter: Inzidenz und Inzidenzrate von Demenzerkrankungen in Deutschland nach Alter 2021.