Die diabetische Nephropathie ist die häufigste Ursache für ein dialysepflichtiges Nierenversagen und birgt daher nicht nur erhebliche Folgen für die Gesundheit, sondern auch massive Einschnitte in die Lebensqualität. Doch was genau versteht man unter einer diabetischen Nephropathie und was kann dagegen unternommen werden?
Bei der diabetischen Nephropathie handelt es sich um eine Erkrankung der Nieren, die als Spätkomplikation des Diabetes mellitus Typ-1 oder Typ-2 auftritt. Sie kann zu einer Beeinträchtigung der Nierenfunktion beitragen, die dadurch zum Nierenversagen führen kann.
Wer erkrankt an der diabetischen Nephropathie?
Die diabetische Nephropathie ist die häufigste Ursache für eine lebensnotwendige Dialysebehandlung.
34 Prozent aller Dialysepflichtigen leiden an Diabetes. Dabei sind Menschen mit Typ-1 und Typ-2 Diabetes ungefähr gleichermaßen gefährdet. Etwa 40 Prozent von ihnen entwickeln im Verlauf ihrer Diabeteserkrankung eine diabetische Nephropathie.
Da es sich um eine Spätkomplikation handelt, tritt diese Erkrankung in der Regel erst nach 5-10 Jahren oder ab dem 65. Lebensjahr auf.
Warum kommt es bei Diabetes zu einer Schädigung der Nieren?
Ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel schädigt die Innenwand der Blutgefäße in den Nierenkörperchen, die für das Filtern des Blutes zuständig sind. Durch ihre Schädigung lässt die Filterfunktion nach.
Begünstigt wird dieser Prozess durch Bluthochdruck, Rauchen und Störungen des Fettstoffwechsels.
Welche Symptome macht die diabetische Nephropathie?
Die diabetische Nephropathie verläuft langsam und schleichend in fünf Stadien:
1. Stadium: Verstärkte Durchblutung und damit zunächst Mehrfunktion der Niere. In diesem Stadium treten noch keine bemerkbaren Symptome auf.
2. Stadium: Das Nierengewebe verändert sich über mehrere Jahre hinweg, zunächst jedoch noch ohne Auswirkungen auf die Nierenfunktion.
3. Stadium: Die Strukturen der Nierenkörperchen beginnen sich zu verändern. Die Ausscheidung des Eiweißes Albumin ist geringfügig erhöht. Es wird von einer Mikroalbuminurie (weniger als 300 Milligramm pro Tag) gesprochen. In diesem Stadium ist eine Rückbildung der Nierenschädigung noch möglich.
4. Stadium: Es kommt zu einer zunehmenden Albuminausscheidung (Makroalbuminurie, mehr als 300 Milligramm pro Tag).
5. Stadium: Eine chronische Niereninsuffizienz liegt vor. Das äußert sich durch eine massive Albuminausscheidung, einen stark erhöhten Blutdruck, erhöhte Kreatinin-Werte und einen verminderten Hämoglobingehalt (renale Anämie) im Blut.
Wie wird eine diabetische Nephropathie festgestellt?
Da die diabetische Nephropathie im Frühstadium noch keine Symptome verursacht, wird sie zu diesem Zeitpunkt selten erkannt. Aus diesem Grund sollten Menschen mit Diabetes mindestens einmal im Jahr ihren Urin auf ausgeschiedene Eiweiße (Proteine) untersuchen lassen, um die Erkrankung rechtzeitig erkennen zu können.
Im Verlauf können nämlich Proteine, vor allem Albumin, im Urin nachgewiesen werden. Im Blut findet sich ein entsprechend verminderter Albuminspiegel. Zudem sind die Blutfettwerte erhöht (Hyperlipidämie).
Nach der ersten Diagnose sollten mindestens quartalsweise Urin- und Blutuntersuchungen durchgeführt werden, um den Verlauf der Erkrankung beobachten und einschätzen zu können.
Hierzu gehört die Bestimmung spezifischer Nierenfunktionswerte. Mit fortschreitender Nierenfunktionsstörung steigen die Konzentrationen von Kreatinin, Harnstoff und Harnsäure im Blut an. Zudem wird die glomeruläre Filtrationsrate (GFR) anhand des Kreatininspiegels ermittelt, um festzustellen, wie viele Milliliter Urin pro Minute von beiden Nieren filtriert werden. Mittels dieser Messwerte kann der Schweregrad der Nierenschädigung bestimmt werden.
Im Ultraschall wird zudem häufig eine Vergrößerung der Nieren festgestellt.
Besteht der Verdacht auf eine andere Nierenerkrankung, muss eine sogenannte Nierenbiopsie durchgeführt werden. Dabei wird eine Gewebeprobe aus einer Niere entnommen, die im Labor genau untersucht wird.
Bei Menschen mit Typ-1-Diabetes tritt die Nephropathie häufig zusammen mit einer diabetischen Retinopathie (Netzhautschädigung) auf. Sobald eine der beiden Erkrankungen auffällt, sollte demnach unbedingt die andere Erkrankung ebenfalls untersucht werden.
Wie wird die diabetische Nephropathie behandelt?
Die wichtigste Behandlungsmethode der diabetischen Nephropathie ist die optimale Blutzuckereinstellung! Denn erst der langfristig erhöhte Blutzuckerspiegel führt zu einer Schädigung des Nierengewebes. Die wichtigsten Pfeiler sind ein gesunder Lebensstil sowie die richtige medikamentöse Einstellung mit Antidiabetika. Als Zielwert des Langzeitzuckerwertes (HbA1c) gilt ein Wert zwischen 6,5 und 7,5 Prozent.
Ein weiterer wichtiger Pfeiler zur Vorbeugung und Behandlung der diabetischen Nephropathie ist die Einstellung des Blutdrucks. Ein erhöhter Blutdruck führt nämlich in einen Teufelskreislauf, der die Nierenschädigung vorantreibt. Betroffene mit bereits geschädigten Nieren sollten auf einen Blutdruck von etwa 130/80 mmHg eingestellt werden. Eine Senkung des Blutdrucks um 10 mmHg verringert den jährlichen Verlust der glomerulären Filtrationsrate (GFR) um 50 Prozent. Die Einstellung des Blutdrucks lohnt sich also!
Außerdem müssen die Symptome der Nierenschwäche behandelt werden. Gegen die Anämie (Blutarmut) wird Erythropoetin (Epo) verabreicht, welches die Bildung roter Blutkörperchen fördert. Hinzu kommt eine Vitamin-D-Prophylaxe. Die Ernährung sollte phosphat- und salzarm, sowie eiweißreduziert (60-80g/ Tag) sein. Unterstützt wird die bewusste Ernährung von regelmäßiger körperlicher Aktivität und Nikotinverzicht.
Spätestens wenn die glomeruläre Filtrationsrate (GFR) einen Wert von nur noch 30 ml/min aufweist, sollte ein Nephrologe oder eine Nephrologin (Nierenfachärzte) konsultiert werden. Dadurch kann rechtzeitig über die Optionen der Dialyse und einer Nierentransplantation informiert werden. Ab einer GFR von 15-20 ml/min ist eine regelmäßige Dialysebehandlung erforderlich.
Eine australische Studie ergab, dass ein vorzeitiger Dialysebeginn keinen prognostischen Vorteil bringt, sondern erst mit beginnender Harnvergiftung (Urämie) gestartet werden sollte.
Das Endstadium der Nierenschwäche ist die terminale Niereninsuffizienz. Ohne regelmäßige Dialyse würde der Körper vergiften. Als Alternative zur Dialyse gibt es nur noch die Organtransplantation. Im besten Fall findet eine simultane Nieren-Pankreas-Transplantation statt. Dabei erhalten die Betroffenen gleichzeitig eine Spenderniere und eine Spenderbauchspeicheldrüse. Die Überlebensrate und die Lebensqualität sind bei dieser simultanen Transplantation im Vergleich zur einzelnen Nierentransplantation höher.
Das Endstadium der Nierenschwäche wird als terminale Niereninsuffizienz bezeichnet. Ohne regelmäßige Dialyse würde der Körper sich mit Giftstoffen ansammeln. Als einzige Alternative zur Dialyse bleibt die Organtransplantation. Im besten Fall erfolgt eine simultane Nieren-Pankreas-Transplantation, bei der die Betroffenen sowohl eine Spenderniere als auch eine Spenderbauchspeicheldrüse erhalten. In Bezug auf die Überlebensrate und die Lebensqualität zeigt die simultane Transplantation im Vergleich zur einzelnen Nierentransplantation bessere Ergebnisse.
Weil nur selten Spenderorgane verfügbar sind, kommt ein Spenderorgan für viele Betroffene jedoch zu spät. Informationen zum Thema Organspende finden Sie auf der Informationsseite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).
Quellenangaben
- Menne, J., Haller, H. (2011). Diabetische Nephropathie. Der Internist, S. 495-504.
- Werth, S., Lehnert, H., et al. (2015). Diabetische Nephropathie. Aktuelle Diagnostik und Therapie. Der Internist, S. 513-519.