Die diabetische Retinopathie ist eine Augenkrankheit, auch “Diabetisches Auge” genannt. Schätzungen zufolge sind etwa ein Drittel aller Menschen mit Diabetes von diabetischer Retinopathie betroffen, das sind weltweit etwa 93 Millionen Menschen. Die diabetische Retinopathie ist eine der häufigsten Ursachen für Erblindung bei Erwachsenen. Wenn sie früh erkannt wird, kann das Fortschreiten aber verlangsamt oder sogar gestoppt werden.
Wir informieren Sie über Ursachen und typische Symptome der diabetischen Retinopathie und was Sie tun können, um Ihre Augen gesund zu halten.
Kurzübersicht: Diabetische Retinopathie
- Die diabetische Retinopathie ist eine Augenerkrankung, die durch Diabetes ausgelöst wird. Ist der Blutzuckerspiegel dauerhaft zu hoch, schädigt er die Blutgefäße in der Netzhaut.
- Ärztinnen und Ärzte teilen die diabetische Retinopathie in die nicht proliferative (frühe) und proliferative (fortgeschrittene) Form ein.
- Frühe Stadien sind oft symptomlos; fortgeschrittene Stadien können zu verschwommenem Sehen, dunklen Flecken und Sehverlust führen.
- Augenärztinnen und Augenärzte können die Erkrankung feststellen. Blutzuckerkontrolle, Lasertherapie und Augeninjektionen sind mögliche Behandlungen.
- Betroffene sollten ihre Augen regelmäßig untersuchen lassen und den Blutzucker engmaschig kontrollieren. Damit bleibt die Sehkraft erhalten und sie verhindern, dass die diabetische Retinopathie fortschreitet.
Was ist eine diabetische Retinopathie?
Diabetische Retinopathie ist eine Augenerkrankung, die bei Menschen mit Diabetes auftritt. Sie betrifft die Netzhaut, das lichtempfindliche Gewebe im hinteren Teil des Auges, das für die Bildwahrnehmung verantwortlich ist. Durch den dauerhaft hohen Blutzuckerspiegel werden die feinen Blutgefäße in der Netzhaut beschädigt, was zu Sehproblemen führen kann.
Die Netzhaut (Retina) befindet sich auf der Innenwand des Augapfels. Sie ist zum Sehen unerlässlich: Auf ihr sitzen Millionen von Sehzellen, die eintreffende Sinneseindrücke an das Gehirn weiterleiten. Die meisten Sehzellen befinden sich in der Makula. Die Makula („gelber Fleck“) ist ein etwa fünf Millimeter großer Bereich in der Mitte der Netzhaut. Sie ist der Ort des schärfsten Sehens.
Die Netzhaut ist von zahlreichen kleinen Äderchen durchzogen, die die umliegenden Zellen mit Nährstoffen versorgen. Das macht die Netzhaut anfällig für Gefäßschädigungen, die infolge hoher Blutzuckerwerte auftreten können.
Formen der diabetischen Retinopathie
Es gibt zwei Hauptformen der diabetischen Retinopathie: die nicht proliferative und die proliferative diabetische Retinopathie.
Nicht proliferative diabetische Retinopathie (NPDR)
Die nicht proliferative diabetische Retinopathie ist das frühe Stadium der Erkrankung. In dieser Phase schwellen die kleinen Blutgefäße der Netzhaut an und es kommt zu Blutungen oder Flüssigkeitsansammlungen (Ödemen) in der Netzhaut. Dies kann zu Sehverschlechterungen führen, besonders wenn die Makula, der zentrale Teil der Netzhaut, betroffen ist. NPDR kann sich auch ohne Symptome entwickeln. Deshalb sind regelmäßige Augenuntersuchungen für Diabetikerinnen und Diabetiker so wichtig.
Proliferative diabetische Retinopathie (PDR)
Die proliferative diabetische Retinopathie ist das fortgeschrittene Stadium der Krankheit. Die Netzhaut wird schlecht durchblutet und es bilden sich neue, abnormale Blutgefäße. Diese neuen Gefäße sind sehr fragil und können leicht bluten, was schwere Sehprobleme auslöst. Die Blutungen können Narbenbildung und Ablösungen der Netzhaut verursachen, was letztlich zur Erblindung führen kann. Die PDR muss unbedingt behandelt werden.
Wie schnell entwickelt sich diabetische Retinopathie? Die Krankheit entwickelt sich schleichend, oft über Jahre. Wie schnell eine diabetische Retinopathie fortschreitet, hängt von Faktoren wie der Dauer des Diabetes, der Blutzuckereinstellung und weiteren Gesundheitsfaktoren wie Bluthochdruck und Cholesterinspiegel ab.
Was sind typische Symptome einer diabetischen Retinopathie?
Eine diabetische Retinopathie verursacht zu Beginn oft keine Symptome. Wenn sich die Krankheit jedoch weiterentwickelt, können folgende Beschwerden auftreten:
- Verschwommenes Sehen
- Schwierigkeiten beim Lesen oder Erkennen von Details
- Dunkle Flecken oder „schwebende“ Punkte im Sichtfeld (sogenannte “Floater”)
- Verlust des zentralen Sehens. Betroffene haben Probleme beim Lesen oder Erkennen von Gesichtern.
- Plötzlicher Sehverlust
Welche Ursachen hat eine diabetische Retinopathie?
Eine diabetische Retinopathie entsteht durch einen dauerhaft erhöhten Blutzuckerspiegel, der die kleinen Blutgefäße in der Netzhaut schädigt. Das führt zu einer gestörten Durchblutung und letztlich zu einer Schädigung der Netzhaut. Verschiedene Faktoren erhöhen zusätzlich das Risiko für eine diabetische Retinopathie. Dazu zählen beispielsweise:
- Längere Diabetes-Dauer
- Bluthochdruck
- Hohe Cholesterinwerte
- Rauchen
- Diabetische Nephropathie (Nierenschädigung bei Diabetes)
- Schwangerschaft (bei Diabetes Typ 1)
Wie wird diabetische Retinopathie festgestellt?
Die diabetische Retinopathie wird durch eine gründliche augenärztliche Untersuchung festgestellt. Dazu gehören:
- Messung von Sehschärfe und Augeninnendruck
- Funduskopie (Augenhintergrunduntersuchung): Der Augenarzt oder die Augenärztin betrachtet die Netzhaut und die Blutgefäße im Auge.
- Fluoreszenzangiographie: Ein Farbstoff wird in die Blutbahn gespritzt, um die Blutgefäße der Netzhaut sichtbar zu machen.
- Optische Kohärenztomographie (OCT): Diese Technik erstellt hochauflösende Bilder der Netzhaut. Damit können Ärztinnen und Ärzte eventuelle Schäden genauer beurteilen.
Wie wird diabetische Retinopathie behandelt?
Die Behandlung der diabetischen Retinopathie richtet sich danach, wie weit die Krankheit bereits fortgeschritten ist:
- Blutzuckerkontrolle: Betroffene müssen den Blutzucker mithilfe eines Diabetologen oder einer Diabetologin stabil einstellen und regelmäßig kontrollieren, um das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen.
- Lasertherapie: Bei fortgeschrittener Retinopathie kann eine Laserbehandlung helfen, die abnormen Blutgefäße zu versiegeln und die Bildung neuer Blutgefäße zu verhindern.
- Injektionen in den Glaskörper: Medikamente, die direkt ins Auge gespritzt werden, können Schwellungen abmildern und das Fortschreiten der Erkrankung hemmen.
- Operation: In schweren Fällen muss Blut oder Narbengewebe aus dem Inneren des Auges entfernt werden.
Kann man diabetische Retinopathie heilen?
Diabetische Retinopathie kann man nicht heilen. Es ist aber möglich, das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen oder zu stoppen, insbesondere wenn sie früh erkannt wird. Eine gute Blutzuckereinstellung und regelmäßige Augenuntersuchungen sind sehr wichtig, um Augenschäden zu vermeiden.
Wie kann ich einer diabetischen Retinopathie vorbeugen?
Lassen Sie Ihre Augen regelmäßig bei einer Augenärztin oder einem Augenarzt untersuchen. Schäden an der Netzhaut und andere Folgeerkrankungen durch Diabetes lassen sich verringern oder sogar vermeiden, wenn der Blutzucker und der Blutdruck möglichst dauerhaft gut eingestellt sind. Auch ein gesunder Lebensstil kann dazu beitragen, Folgeerkrankungen des Diabetes zu verhindern. Dazu gehört beispielsweise:
- Nicht rauchen: Rauchen verschlechtert die Durchblutung, unter anderem auch in den Augen.
- Viel Bewegung: Körperliche Aktivität fördert die Durchblutung der Augen und wirkt entzündungshemmend.
- Ausgewogene, gesunde Ernährung: Senkt Blutzucker, Blutdruck und Cholesterinwerte. Der Körper, einschließlich der Augen, wird mit ausreichend Vitaminen und anderen Nährstoffen versorgt.
Quellen
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