In der Forschung kehrt nie Stillstand ein. Immer wieder werden neue klinische Studien für Menschen mit Diabetes geplant und durchgeführt, um schlussendlich neue Behandlungsoptionen für tausende Betroffene zu entwickeln. Was können Sie von derartigen Studien erwarten?
Wer kann an klinischen Studien für Diabetes teilnehmen?
- Betroffene eines Typ-1-Diabetes
- Betroffene eines Typ-2-Diabetes
- Betroffene eines Schwangerschaftsdiabetes
- Verwandte von Diabetes-Erkrankten
- Menschen ohne Diabetes (gesunde Vergleichsgruppe)
Was wird in klinischen Studien bei Diabetes untersucht?
Diese Frage kann tatsächlich gar nicht so einfach beantwortet werden. Immer wieder werden neue Hypothesen in klinischen Studien überprüft.
- Der Klassiker – und für die meisten am bekanntesten – ist die Testung eines ganz neuen Wirkstoffs.
- Immer mal wieder kommt es vor, dass bei einem Medikament eher zufällig entdeckt wird, dass es sich positiv auf einen zu hohen Blutzuckerspiegel auswirkt. Diese Zufallsbeobachtung ist dann Grund genug für die Durchführung einer klinischen Studie.
- Sollen neue Blutzuckermessgeräte oder gar Insulinpumpen von Betroffenen genutzt werden, müssen auch diese vorweg in klinischen Studien geprüft werden.
Bei allen klinischen Studien für Menschen mit Diabetes im Bereich der Arzneimittel oder Medizinprodukt stehen die folgenden drei Kernbeobachtungen im Fokus:
- Wirksamkeit
- Sicherheit
- Überlegenheit zu bisherigen Therapien die auf dem Markt sind
Erst wenn diese drei Themenbereiche ausreichende untersucht wurden kommt ein Produkt in das Zulassungsverfahren. Nach erfolgreicher Zulassung steht das neue Produkt dann allen Betroffenen zur Verfügung.
Neben diesen eher „typischen klinischen Studien“ gibt es auch noch andere Studien für Menschen mit Diabetes.
- Krankenkassen oder Bundesbehörden führen Befragungen, sogenannte Gesundheitssurveys, durch
- Es werden neue Ernährungs- und/oder Bewegungskonzepte für Betroffene getestet
Auch in der Grundlagenforschung wird viel geforscht. Die dort entwickelten Hypothesen werden in klinischen Studien überprüft.
Klinische Studien für Menschen mit Typ-1-Diabetes
Seit Jahren wird an einer künstlichen Bauspeicheldrüse geforscht und immer wieder werden neue Tests mit Insulinpumpen und neuartigen Blutzuckermesssystemen durchgeführt. Im Bereich des Typ-1-Diabetes geht es dabei in aller Regel um:
- Lebensqualitätssteigerung durch mehr Komfort in der Therapie
- autarker Ersatz der Bauchspeicheldrüse
- Reduktion einer Zerstörung der Insulin-produzierenden Bauchspeicheldrüsenzellen (Betazellen)
- Verringerung der Langzeitschäden eines Typ-1-Diabetes
Klinische Studien für Menschen mit Typ-2-Diabetes
Jahrzehnte lang war ein Typ-2-Diabetes ein reines Problem der älteren Menschen. Es wurde oft von einem „Altersdiabetes“ gesprochen – im Alter nimmt die Funktionsleistung der Bauchspeicheldrüse ab und so entsteht die Zuckerkrankheit.
Seit einigen Jahren nimmt unterdessen die Zahl der Neuerkrankungen rasant zu und die Altersgrenze sinkt dabei auf ein besorgniserregend niedriges Niveau. Immer mehr junge Erwachsene und auch Jugendliche erkranken an einem Typ-2-Diabetes. Schuld für diese Entwicklung ist die zunehmende „Verfettung“ der Gesellschaft und der inflationäre Einsatz von Zucker in Kombination mit einem erhöhten Bewegungsmangel.
Auch im Bereich des Typ-2-Diabetes wird in sehr unterschiedlichen Richtungen geforscht und auch hier werden verschiedene Studien durchgeführt.
- Faktoren finden, welche eine Diabeteserkrankung begünstigen
- Warnzeichen detektieren, welche Langzeitschäden von Diabetes frühzeitig sichtbar machen
- Neue Medikamente testen, welche nicht nur gegen den Diabetes, sondern gleichzeitig auch gegen Folgeschäden des Diabetes wirken (Fettleber, Gefäß- und Nervenschädigungen etc.)
- Vergleich zwischen einer fettarmen und einer kohlenhydratarmen Kost für Betroffene
- Einfluss von Nahrungsergänzungsmitteln und „neuen“ Zuckerersatzstoffen auf den Blutzuckerspiegel
Klinische Studien für Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes
Ein Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes) kann ein erhöhtes Risiko für die spätere Entwicklung eines Typ-2-Diabetes darstellen. Daher ist es wichtig, die Prozesse im Körper genau zu verstehen, um so frühzeitig gegen einen späteren Typ-2-Diabetes angehen zu können. Die Forschungsansätze sind auch bei dieser Form des Diabetes vielfältig.
- Begünstigende Faktoren für einen Schwangerschaftsdiabetes (Übergewicht vor der Schwangerschaft etc.)
- Reduktion der Wahrscheinlichkeit eines späteren Typ-2-Diabetes durch Umstellung der Nahrung und Lebensweise nach der Entbindung (Prophylaxe)
- Auswirkung des Schwangerschaftsdiabetes auf die Entwicklung des Kindes
Klinische Studien für Verwandte
Gene spielen in zahlreichen Entstehungsprozessen von Krankheiten eine Rolle. Immer mehr neue Erkenntnisse werden in diesem Bereich der Wissenschaft gemacht. Künftigen Generationen könnte dieser Wissenszuwachs helfen – nämlich vor Neuerkrankungen.
Sollte Ihnen beispielsweise bekannt sein, dass Sie mit einer Wahrscheinlichkeit von über 80 Prozent an Diabetes erkranken werden, weil es in Ihren Genen bereits vorprogrammiert ist, dann werden Sie vermutlich alles tun um das zu vermeiden.
Mit dem Wissen um ein erhöhtes Erkrankungsrisiko steigt auch die Frequenz der Kontrolluntersuchungen. Ein Ausbruch der Erkrankung kann so frühzeitig erkannt und gegebenenfalls sofort behandelt werden – Langzeitschäden können so verhindert werden.
Aus diesen Gründen sind auch Studien für Verwandte von Menschen mit Diabetes relevant.
Klinische Studien für gesunde Menschen
Wie Insulin wirkt ist weitestgehend bekannt. Aber immer wieder werden neue Funktionsorte und Schnittstellen des Insulins im Körper entdeckt. Immer nach einem derartigen Fund werden Tests im Bereich der Grundlagenforschung und der frühen klinischen Forschung notwendig.
In aller Regel werden im Laufe der Zeit für diese Studien auch gesunde Menschen benötigt die noch kein Problem der Insulinproduktion– und/oder Wirkung haben.
Sollen Fehlfunktionen der Bauchspeicheldrüse und Fehlfunktion des Insulins an den Zellen untersucht werden, muss immer auch vorab oder im direkten Vergleich untersucht werden, wie sich gesunde Zellen eigentlich verhalten. Demzufolge werden gesunde Menschen oft als unmittelbare Vergleichsgruppe benötigt.
Quellenangaben
- Deutsches Diabetes-Zentrum (o. J.). Verfügbar unter: Klinische Studien.