Volles Haar steht oft für Jugend und Gesundheit. Verschiedene Ursachen können allerdings vor allem bei Männern Haarausfall auslösen und damit zu psychischen Belastungen und einer eingeschränkten Lebensqualität führen. Wie kommt es zu Haarausfall und welche Formen gibt es?
Je nach genetischer Veranlagung hat jeder von uns 90.000 bis 150.000 Haare auf dem Kopf. Davon fallen uns täglich bis zu 100 aus. Da sie ständig ersetzt werden, fällt uns das gar nicht auf. Anders ist dies, wenn überdurchschnittlich viele Haare ausfallen oder nicht ausreichend neue nachwachsen. Dies geschieht zum einen ganz natürlich im Alter. Unabhängig von den Erbanlagen, Grunderkrankungen oder Umwelteinflüssen kommt es zwischen dem 50. und 80. Lebensjahr zu altersbedingtem Haarausfall. Manche Menschen leiden jedoch schon ab der Kindheit darunter.
Warum fallen Haare aus?
Jedes einzelne Haar wird in einer Haarwurzel gebildet, die tief im Hautbindegewebe verankert ist. Das Haar und die angrenzte Haut werden durch Talgdrüsen geschmeidig gehalten. Je nach deren Aktivität ist das Haar eher fettig oder trocken.
Pro Monat wächst jedes Haar etwa 1 cm. Bei entsprechender genetischer Veranlagung kann das Wachstum deutlich verlangsamt oder beschleunigt sein. Grundsätzlich gilt, dass etwa ab dem 30. Lebensjahr sowohl Haardichte als auch Haarwachstum abnehmen. Anfangs ist dies jedoch kaum merkbar.
Das Leben eines Haars ist ein Kreislauf, wie in folgendem Schaubild dargestellt:
Welche Arten des Haarausfalls gibt es?
Haarausfall ist nicht gleich Haarausfall. Grundsätzlich wird nach angeborenen von erworbenem, herdförmig von diffusem oder totalem und vernarbenden von nicht vernarbendem Haarausfall unterschieden. Die drei häufigsten Arten sind folgende:
I. Androgenetische Alopezie (AGA) – Anlagebedingter Haarausfall
Als Alopezie wird eine sichtbare Lichtung des Kopfhaars bezeichnet. Die androgenetische Alopezie ist ein anlagebedingter Haarausfall. Die Haarwurzeln werden hormonell bedingt immer kleiner, wodurch die Haare ausfallen. Hinzu kommt, dass die Wachstumsphase (Anagenphase) der Haare verkürzt ist.
Die androgenetische Alopezie beginnt bei Männern meist schon im frühen Erwachsenenalter. 50% aller 20- bis 30-Jährigen sind davon betroffen. Sichtbar wird dies durch das typische Haarausfallmuster: Zuerst entstehen „Geheimratsecken“, dann eine kreisrunde Stelle am Hinterkopf („Tonsur“) bis zur Glatze.
II. Telogenes Effluvium – Diffuser Haarausfall
Effluvium beschreibt einen übermäßigen Haarausfall, der nicht immer zu einer Alopezie führt. Das Haarwachstum wird vorzeitig gestoppt, es bestehen vermehrt telogene Haare (Ausfallphase). Dadurch ist der Haarwechsel beschleunigt. Davon sind nicht einzelne Areale betroffen, sondern die gesamte Kopfhaut, weswegen von diffusem Haarausfall gesprochen wird. Die Ursache ist teilweise genetisch bedingt oder die Folge bestimmter Medikamente, hormoneller Veränderungen (z. B. Schwangerschaft), Stress, Operationen, hohem Fieber oder eines Eisenmangels (wissenschaftlich noch nicht endgültig belegt). Bei Eintreten des Haarausfalls liegt die Ursache in der Regel 2 bis 3 Monate zurück.
III. Alopecia areata (AA) – Kreisrunder Haarausfall
An dieser Form des Haarausfalls erkrankt jährlich etwa jedes zehnte Kind. Ab 16 Jahren kommen pro Jahr 0,1 bis 0,2% der Weltbevölkerung hinzu. Das Ausmaß reicht von einer einzelnen haarlosen Stelle am Kopf bis zum Verlust der gesamten Körperbehaarung. Bei etwa 80% der Betroffenen finden sich mehrere Herde am Kopf. Diese entstehen dadurch, dass das Haarwachstum durch eine Entzündung stellenweise behindert und der Haarzyklus verkürzt ist. Die Folge ist ein verringertes Haarwachstum bei vermehrtem Haarausfall. Die Ursache hierfür ist weitgehend ungeklärt. In 10 bis 25% der Fälle lässt sich eine familiäre Häufung beobachten, sodass eine genetische Komponente vermutet werden kann. Hauptursache ist wahrscheinlich eine Autoimmunreaktion gegen die eigenen Haare.
Quellenangaben
- Blume-Peytavi, U., & Kopera, D. (2022). Haarerkrankungen. Der Hautarzt, 73(5), 333–335.
- Raab, W. (2012). Haarerkrankungen in der dermatologischen Praxis. Berlin Heidelberg: Springer.
- Zenker, S. (2017). Haarausfall. Update zu Diagnostik und Therapie. Ästhetische Dermatologie und Kosmetologie, 3 (2017), S. 30-38.