Vorhofflimmern ist die häufigste anhaltende Herzrhythmusstörung und ihre Häufigkeit steigt weiter rapide an. Woran dieser Zuwachs liegt und was Vorhofflimmern überhaupt ist, erfahren Sie in diesem Artikel.
Etwa 2 Millionenen Deutsche leiden an Vorhofflimmern. Damit ist es die häufigste anhaltende Herzrhythmusstörung. Die Neuerkrankungsrate steigt mit dem Alter. Während ab dem 50. Lebensjahr erst etwa 1% der Bevölkerung betroffen ist, sind es unter den über 70-jährigen schon rund 15%. Männer erkranken früher als Frauen. Da Frauen aber eine höhere Lebenserwartung haben, sind insgesamt etwa gleich viele Männer wie Frauen betroffen.
Welche Ursachen hat Vorhofflimmern?
Vorhofflimmern lässt sich je nach Ursache in 2 verschiedene Formen unterteilen:
1. Primäres oder idiopathisches Vorhofflimmern
- Macht etwa 15% der Fälle aus
- Betrifft herzgesunde Menschen
- Kann teilweise vererbt werden
2. Sekundäres Vorhofflimmern
- Die Ursache ist eine andere Grunderkrankung
- Kardial: Eine Herzerkrankung liegt dem Vorhofflimmern zugrunde, z. B. eine Herzinsuffizienz, koronare Herzerkrankung, Herzinfarkt, Herzmuskelentzündung oder eine vorhergehende Herz-Operation
- Extrakardial: Die Grunderkrankung liegt nicht am Herzen, z. B. Bluthochdruck, Lungenembolie, Schilddrüsenüberfunktion, eine chronische Lungenerkrankung oder eine Vergiftung durch Alkohol oder Medikamente
Jegliche Grunderkrankung sollte also unbedingt abgeklärt und konsequent behandelt werden!
Was passiert beim Vorhofflimmern?
Beim gesunden Herz folgt die elektrische Erregungsleitung einem bestimmten Weg. Es pumpt dadurch mit etwa 60 bis 80 Schlägen pro Minute Blut durch unseren Körper.
Beim Vorhofflimmern kommt es zu ungeordneten, wiederholten Erregungen der Vorhöfe, die normale Erregungsleitung wird gestört. Dadurch kontrahieren die Vorhöfe viel zu häufig und zwar bis zu 350 bis 600 Mal pro Minute. Das führt dazu, dass sie sich nicht ausreichend füllen und somit weniger Blut in die Kammern pumpen. Außerdem werden Teile der arrhythmischen Erregungswellen an die Kammern weitergeleitet, die folglich auch nicht richtig kontrahieren können. So wird eine um 15 bis 40% verringerte Blutmenge durch unseren Körper gepumpt. Dabei schwankt der Blutdruck, der Puls steigt und wird unregelmäßig.
Verschlechtert sich das Vorhofflimmern mit der Zeit?
Vorhofflimmern beginnt in der Regel als einmaliges, vorrübergehendes Ereignis, ausgelöst z. B. durch eine akute Erkrankung. Nach diesem ersten Ereignis, kann das Vorhofflimmern jedoch chronisch werden und nach und nach die folgenden Formen annehmen:
Paroxysmales Vorhofflimmern:
Spontanes Ende des Flimmerns nach 24 bis 48 Stunden, gelegentlich dauert es 3-7 Tage an.
Persistierendes Vorhofflimmern:
Endet nicht spontan, aber durch eine therapeutische Intervention.
Permanentes Vorhofflimmern:
Ist durchgehend bestehend.
Was sind die Symptome von Vorhofflimmern?
Vorhofflimmern bleibt häufig unbemerkt. Es können aber verschiedene Symptome auftreten, wie Herzklopfen, Schwindel, Atemnot, Angstgefühl oder ein unregelmäßiger Puls. Bei herzgesunden Betroffenen sind diese Symptome weniger stark ausgeprägt, als wenn eine Herzerkrankung vorliegt.
Gibt es Risikofaktoren, die Vorhofflimmern begünstigen?
Einige Grunderkrankungen und ein ungesunder Lebensstil begünstigen das Auftreten eines Vorhofflimmerns. Dazu gehören unter anderem die folgenden Risikofaktoren:
- Hohes Alter
- Bluthochdruck
- Übergewicht
- Diabetes
- Herzerkrankungen
- Übermäßiger Alkoholkonsum
Bedingt durch den demografischen Wandel und den ungesünder werdenden Lebensstil in den westlichen Ländern, kommen diese Risikofaktoren immer häufiger vor. Das ist der Grund für die steigende Fallzahl des Vorhofflimmerns. In den nächsten 50 Jahren wird sich laut Schätzung von Expert:innen die Erkrankungszahl verdoppeln. Dann ist etwa jede:r 20. von uns betroffen!
Quellenangaben
- Kompetenznetz Vorhofflimmern (2013). Verfügbar unter: Vorhofflimmern – Herz aus dem Takt.
- Herold, G. (2017). Innere Medizin 2017. Köln: Gerd Herold. S. 287 f.