Bei einer Parkinson-Erkrankung erleben viele Betroffene neben körperlichen Beschwerden und Beeinträchtigungen auch psychische Veränderungen. Das kann nicht nur für sie selbst, sondern auch für Familie und Freundeskreis belastend sein.
Wir geben Tipps, wie Betroffene und Angehörige mit einer Persönlichkeitsveränderung bei Parkinson umgehen können.
Überblick: Mit Persönlichkeitsveränderung bei Parkinson umgehen
- Typische Persönlichkeitsveränderungen bei Parkinson sind beispielsweise Stimmungsschwankungen, Sturheit, Antriebslosigkeit, depressive Verstimmung und sozialer Rückzug.
- Entweder die Krankheit selbst oder Medikamente können zu Persönlichkeitsveränderungen führen. Außerdem kann die psychische Belastung durch die Erkrankung Beschwerden auslösen.
- Bei Persönlichkeitsveränderungen sollten Betroffene ihren Arzt oder ihre Ärztin aufsuchen. Möglicherweise muss die Behandlung mit Medikamenten angepasst werden.
- Psychotherapie, die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe, Bewegungs-, Musik- und Kunsttherapie sind weitere Behandlungsmöglichkeiten. Betroffene und Angehörige sollten ihre Hobbys und den Kontakt zu Familie und Freundeskreis pflegen.
Was ist Parkinson?
Die Parkinson-Krankheit, kurz Parkinson (auch „Morbus Parkinson“ oder „Parkinson-Syndrom“ genannt), ist eine chronisch fortschreitende Erkrankung des Nervensystems. Nach und nach sterben Nervenzellen im Gehirn ab. Dadurch kommt es zu einem Mangel des Botenstoffs Dopamin. Das Dopamin sorgt unter anderem dafür, dass elektrische Impulse vom Gehirn über die Nerven zu den Muskeln übertragen werden. Auf diese Weise werden zum Beispiel Bewegungen gesteuert. Die Zerstörung der Nervenzellen beeinträchtigt Betroffene, Bewegungen in Gang zu setzen oder zu koordinieren. Die Folge sind Bewegungsstörungen. Zu den typischen Symptomen bei Parkinson zählen:
- Verlangsamte Bewegungen: Betroffene haben beispielsweise Einschränkungen der Gesichtsmimik, Störungen der Armbewegung beim Gehen und einen langsamen Gang mit kleinen Schritten.
- Steife Muskeln: Häufig sind Nacken, Arme und Beine betroffen. Die Körperhaltung ist vornübergebeugt. Es fühlt sich für Betroffene an, als ob sie Bewegungen gegen Widerstand ausführen müssen.
- Zittern in Ruhe: Besonders häufig zittern die Hände. Dadurch wird die Schrift kleiner und undeutlicher.
- Gleichgewichtsstörungen: Die Betroffenen gehen und stehen unsicher und können das Gleichgewicht schlecht halten. Es kommt schneller zu Stürzen.
Mögliche weitere Krankheitsfolgen bei Parkinson sind zum Beispiel:
- Blasen- und Verdauungsstörungen
- Kreislaufprobleme
- Probleme beim Sprechen und Schlucken
- Konzentrations- und Schlafstörungen
- Depressionen
- geistige Beeinträchtigungen, Konzentrationsstörungen, Vergesslichkeit, Demenz
Gut zu wissen: Warum bei Parkinson Nervenzellen absterben, ist noch nicht eindeutig geklärt. In den betroffenen Nervenzellen bilden sich winzige Eiweißklumpen (sogenannte Lewy-Körperchen), die momentan als Ursache für den neurodegenerativen Prozess diskutiert werden. Fachleute vermuten außerdem, dass ein Zusammenspiel von genetischer Vorbelastung, Alter und bestimmten Umweltfaktoren bei der Entstehung von Parkinson eine Rolle spielt.
Wie kann sich die Persönlichkeit bei Parkinson verändern?
Parkinson löst neben körperlichen auch psychische Veränderungen aus. Veränderungen der Persönlichkeit können sogar schon auftreten, noch bevor Bewegungsstörungen, also körperliche Symptome, erkannt werden. Dazu zählen beispielsweise:
- Traurigkeit, depressive Zustände
- Angst, Unsicherheit, Tendenz sich zurückzuziehen
- Antriebslosigkeit
- Wahrnehmungsstörungen, Halluzinationen
- Verhaltensauffälligkeiten wie krankhaftes Spielen und Kaufen, exzessives Essen
- Stimmungsschwankungen, leichte Reizbarkeit
- Aggressivität, Starrsinnigkeit, Sturheit
Was sind die Gründe für eine Persönlichkeitsveränderung bei Parkinson?
Fachleute gehen davon aus, dass bei Menschen mit Parkinson aus drei verschiedenen Gründen psychische Veränderungen auftreten. Die Erkrankung selbst, die eingesetzten Medikamente oder die psychische Belastung aufgrund der Erkrankung können Wesensveränderungen auslösen.
- Die Parkinson-Erkrankung: Das Absterben der Nervenzellen im Gehirn führt zu einem Mangel an chemischen Botenstoffen, insbesondere von Dopamin. Dopamin steuert nicht nur die Bewegung, sondern beeinflusst auch die Motivation und die Gefühle. Auch andere Botenstoffe sind betroffen, zum Beispiel Serotonin, Noradrenalin und Acetylcholin. Sie beeinflussen beispielsweise die Aufmerksamkeit, das Gedächtnis, die Konzentration, die Motivation, den Antrieb und die Stimmung eines Menschen. Das kann sich zum Beispiel durch Depressionen, Schlafstörungen, Gereiztheit, Müdigkeit und Vergesslichkeit bemerkbar machen. Betroffene ziehen sich zurück, die Gesichtszüge wirken ausdruckslos.
- Medikamente: Bei der Behandlung von Parkinson setzen Ärzt:innen häufig Medikamente ein, die das fehlende Dopamin ersetzen. Die Medikamente haben aber Nebenwirkungen, die sich auf die Persönlichkeit und das Verhalten der Betroffenen auswirken können. Mögliche Folgen sind beispielsweise Halluzinationen, Stimmungsschwankungen, ein gesteigerter Sexualtrieb; Rastlosigkeit oder Verhaltensauffälligkeiten wie exzessives Spielen, Kaufen und Essen.
- Psychische Belastung: Parkinson ist nicht heilbar und verursacht körperliche Beschwerden, die Betroffene mental sehr belasten können. Ähnlich wie bei anderen chronischen Erkrankungen kann es mit der Zeit zu Depressionen, Angststörungen und weiteren psychischen Beschwerden kommen.
6 Tipps: So gehen Sie mit einer Persönlichkeitsveränderung bei Parkinson um
Persönlichkeitsveränderungen und Stimmungsschwankungen sind bei Parkinson häufig und können belastend sein. Das können Sie als Betroffene und Angehörige tun:
- Sprechen Sie frühzeitig mit den Ärztinnen und Ärzten über mögliche Persönlichkeitsveränderungen. Erarbeiten Sie gemeinsam einen Plan, dann sind Sie vorbereitet, sollte es zu psychischen Belastungen kommen.
- Informieren Sie die behandelnden Ärztinnen und Ärzte, wenn Sie psychische Veränderungen bemerken. Gemeinsam können Sie besprechen, ob die Parkinson-Medikamente angepasst werden können.
- Betroffene können neben Medikamenten auch andere Hilfen in Anspruch nehmen. Möglich sind beispielsweise eine Psychotherapie, Bewegungs-, Musik- und Kunsttherapie oder eine tiergestützte Therapie. Lassen Sie sich beraten.
- Besuchen Sie eine Selbsthilfegruppe. Dort können Sie Unterstützung finden und sich mit Menschen in derselben Situation austauschen. Auch ein ausgiebiges Gespräch mit einer Freundin oder einem Freund kann bereits entlasten.
- Gehen Sie weiterhin Ihren Hobbys nach und halten Sie Kontakt zu Familie und Freundeskreis. Das hilft Ihnen, emotionale Belastungen besser zu verarbeiten.
- Reden Sie als Betroffene und Angehörige miteinander. Unterstützen Sie sich gegenseitig und sprechen Sie offen darüber, was Sie belastet.
Quellen
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