In Deutschland sind rund 90.800 Menschen mit dem gefährlichen Virus infiziert (Stand Ende 2021). Etwa 10% der infizierten Menschen wissen nichts von ihrer HIV-Infektion. Die Rate der Neuinfektionen lag im Jahr bei etwa 1.800 Menschen.
Gesunken zu sein scheint der ungeschützte Sexualverkehr zwischen Männern, ein Hauptübertragungsweg des HI-Virus. Im Jahr 2020 haben sich in Deutschland 1.100 Männer beim gleichgeschlechtlichen Sex infiziert. Diese Zahl ist im Jahr 2021 auf 1.000 Neuinfektionen gesunken. Beim heterosexuellen Geschlechtsverkehr infizierten sich unverändert 450 Menschen bis Ende 2021 mit dem HI-Virus.
Im Hinblick auf die einfache Möglichkeit die Übertragungsrate mittels Kondom geradezu auf null setzen zu können, ist die Neuinfektionsrate jedes Jahr aufs Neue ein schmerzlicher Beweis der Ignoranz vieler Menschen und von gescheiterten Aufklärungskampagnen in den hochgefährdeten Kollektiven.
Seit Jahren versuchen Wissenschaftler:innen eine Impfung gegen das gefährliche und bis heute nicht heilbare HI-Virus zu entwickeln. Immer wieder kommt es zu kleinen Erfolgsmeldungen. Es gibt eine ganze Reihe von antiviralen Medikamenten, die die Viruslast der infizierten Menschen auf ein Minimum reduzieren.
Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) hat vor einigen Jahren das globale „90-90-90“-Ziel ins Leben gerufen. Nach dem Plan der WHO sollen im Jahre 2020 90 Prozent der HIV-Infektionen erkannt werden, 90% von diesen Patient:innen sollen eine antivirale Therapie erhalten und weitere 90 Prozent sollen mithilfe der Medikamente eine Viruslast des Blutes vorweisen, die nicht mehr nachweisbar ist. Dieser Plan scheitert seit geraumer Zeit an zunehmenden Resistenzraten gegenüber den aktuellen HIV-Medikamenten. Eine Entwicklung die besorgniserregend ist und Wissenschaftler:innen aus aller Welt noch einmal intensiviert an einer Impfung gegen den HI-Virus forschen lässt.
Neue Impfung gegen HIV in der Pipeline
Wissenschaftler:innen und Mediziner:innen aus Boston haben eine klinische Studie mit einer neuen Wirkstoffkombination, die Menschen vor der gefährlichen Infektion schützen soll, begonnen. Neu an dieser Idee ist, dass es nicht mehr nur eine Antikörperimpfung ist, sondern eine Kombination aus zwei Antikörpern. In vorgelagerten Tests an Mäusen und Affen hat diese Kombinationsimpfung sehr vielversprechende Ergebnisse geliefert.
Der „neue“ Impfstoff setzt auf einen passiven Schutz des Menschen vor dem HI-Virus. Das bedeutet, dass dem Menschen protektiv Antikörper gegen den HI-Virus appliziert werden. Somit schützen die Antikörper den Menschen bei einem möglicherweise stattfindenden Kontakt mit dem Virus und bekämpfen diesen dann sogleich.
In einem ersten Schritt werden nun 60 Hochrisikopatient:innen die Antikörper in Rahmen einer klinischen Studie verabreicht. Die Ärzt:innen und Wissenschaftler:innen sind sehr zuversichtlich und glauben an den Erfolg der Studienreihe.
In 5-6 Jahren könnte es einen HIV-Impfstoff für alle Hochrisikogruppen geben.
Der medizinische Fortschritt geschieht jeden Tag. Oft sind es nur kleine Erfolge die zu verzeichnen sind. Jeder dieser kleinen Erfolge und Schritte bringt den Fortschritt jedoch voran.
Quellenangaben
- Ärzteblatt (2017). Verfügbar unter: Kombination breit wirksamer und trivalenter Antikörper könnten vor HIV-Infektion schützen.
- Ärzteblatt (2017). Verfügbar unter: HIV: WHO warnt vor Zunahme von Resistenzen.
- International AIDS Vaccine Initiative (o. J.). Verfügbar unter: HIV Vaccines.
- RKI – Robert Koch Institut (2022). Verfügbar unter: Epidemiologisches Bulletin. HIV in Deutschland 2021.