Hypogonadismus ist ein weitgehend unbekannter Begriff. Dabei ist es besonders für Männer wichtig zu wissen, was sich dahinter verbirgt. Hypogonadismus führt nämlich zu einem Mangel an Testosteron, dem wichtigsten Hormon des Mannes!
Als Hypogonadismus wird eine Unterfunktion der Keimdrüsen (= Gonaden) bezeichnet. Die männlichen Keimdrüsen sind die Hoden, die der Frauen sind die Eierstöcke. Bei Männern führt Hypogonadismus zu einem verminderten Testosteronspiegel, der teils erhebliche gesundheitliche Folgen mit sich bringt.
Wie kommt es zu Hypogonadismus?
Um die Entstehung von Hypogonadismus zu verstehen, müssen wir den Prozess der Testosteronproduktion betrachten:
Der Hypothalamus im Zwischenhirn schüttet das Hormon Gonadoliberin (=GnHR: Gonadotropine-Releasing Hormone) aus. Gonadoliberin regt die Hirnanhangdrüse (Hypophyse) zur Ausschüttung von Gonadotropinen an. Das ist eine spezielle Hormongruppe. Diese Gonadotropine stimulieren wiederum die Testosteronproduktion und -ausschüttung im Hoden.
Wird dieser Prozess an einer Stelle gestört, spricht man von Hypogonadismus und ein Testosteronmangel entsteht.
Welche Formen von Hypogonadismus gibt es?
Primärer Hypogonadismus:
Organfunktionsstörung der Keimdrüsen, also der Hoden oder Eierstöcke. Das führt häufig zu einer übermäßigen Produktion von Gonadotropinen, sodass man auch von hypergonadotropem Hypogonadismus spricht (hyper= zu viel).
Sekundärer Hypogonadismus:
Störung auf der Ebene der Hypophyse, in der die Gonadotropine gebildet werden. Folglich werden zu wenig Gonadotropine ausgeschüttet, man spricht von hypogonadotropem Hypogonadismus (hypo = zu wenig).
Tertiärer Hypogonadismus:
Störung des Hypothalamus mit verminderter oder fehlender Ausschüttung von Gonadoliberin. Diese Form ist sehr selten.
Was sind die Ursachen der Erkrankung?
Je nach Form des Hypogonadismus, liegen verschiedene Ursachen zugrunde:
Primärer Hypogonadismus: Störung des Hodens
- Angeborener Fehler oder Chromosomenstörung
- Schädigung durch Verletzung, Entzündung, Gift, Medikamente, Bestrahlung oder Operation
- Tumor
Sekundärer Hypogonadismus: Störung der Hypophyse
- Tumor
- Schädigung durch Bestrahlung, innere Blutung oder Medikamente
Tertiärer Hypogonadismus: Störung des Hypothalamus
- Tumor
- Infektion
- Schädigung durch Bestrahlung oder Verletzung (z. B. Schädel-Hirn-Trauma)
- Genetisch bedingt
Welche Folgen hat Hypogonadismus?
Das Problematische am Hypogonadismus ist der daraus resultierende Testosteronmangel. Ein solcher Mangel beeinflusst zum einen das körperliche und seelische Wohlbefinden. Betroffene verlieren an Muskelmasse und bekommen dafür vermehrt Bauchfett. Sie sind müde, antriebslos und haben Erektionsprobleme. Auch Depressionen und Hitzewallungen können dazu kommen. Zum anderen kann ein Mangel den Gesundheitszustand ernsthaft beeinträchtigen. Testosteronmangel begünstigt Erkrankungen wie:
- Muskel- und Knochenschwund (Osteoporose)
- Erektionsstörungen und Impotenz
- Diabetes Typ 2
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie Herzinfarkt und Schlaganfall
- Blutarmut (Anämie)
- Metabolisches Syndrom: Fettleibigkeit, Bluthochdruck, erhöhte Cholesterin- und Blutzuckerwerte
Quellenangaben
- Hirsch, I. (2021). Verfügbar unter: Männlicher Hypogonadismus.
- Piper, W. (2013): Innere Medizin. 2. Auflage, Berlin, Heidelberg: Springer.