Wissen Sie, wie das deutsche Gesundheitssystem strukturiert ist? Wie es sich finanziert? Wo Unterschiede zwischen privater und gesetzlicher Krankenversicherung liegen? Mondosano hat Ihnen kurz und bündig die wichtigsten Fakten zusammengefasst.
Über das deutsche Gesundheitssystem wird viel debattiert und noch mehr gemeckert. Zuzahlungen werden immer häufiger und irgendwie hat der Bürger/ die Bürgerin ohnehin das Gefühl nur abgezockt zu werden. Derartige Empfindungen fußen in aller Regel nicht auf objektivierbare Fakten, sondern auf der Basis von Unwissenheit. Diese Unwissenheit werden wir Ihnen mit den folgenden Ausführungen nehmen.
Krankenversicherung
Grundsätzlich existieren in Deutschland zwei Versicherungsmodelle: das Modell der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) und das Modell der privaten Krankenversicherung (PKV). Während in der GKV diejenigen, die mehr verdienen auch mehr zahlen, zahlen in der PKV diejenigen mehr, die ein höheres Krankheitsrisiko aufweisen (Alter, Tabakkonsum etc.).
In der GKV findet im Gegensatz zur PKV ein Solidarausgleich statt. Dieser sieht folgende Bereiche vor:
- Risikoausgleich -> zwischen Kranken und Gesunden
- Generationsausgleich -> zwischen jung und alt
- Einkommensausgleich -> zwischen niedrigen und hohen Einkommen
Ihre Krankenkassenbeiträge werden nicht unmittelbar ihrer Krankenkassen gutgeschrieben. Alle Beiträge werden seit 2009 in dem sogenannten Gesundheitsfonds gesammelt. Aus diesem Topf erhält die GKV Zuweisungen für jeden Versicherten sowie ergänzende Zu- und Abschläge in Bezug auf Alter, Geschlecht und Krankheit der Versicherten. Durch diese Vorgehensweise wird die unterschiedliche Risikostruktur der Versicherten berücksichtigt. Dieser Risikostrukturausgleich wird einleuchtender wenn Sie sich folgende (fiktive) Situation vorstellen:
Krankenkasse A hat lediglich junge, berufstätige und gesunde Mitglieder. Sie erhält pro Monat 320€ von den Versicherten. Kosten verursachen diese Versicherten so gut wie keine. Die Krankenkasse lebt in Saus und Braus. Krankenkasse B hingegen, hat fast ausschließlich Versicherte über 60 Jahre und 65% dieser Versicherten haben mindestens 1 chronische Erkrankung. Auch diese Mitglieder zahlen 320€ monatlich. Die anfallenden Kosten werden durch diesen Beitrag jedoch mitnichten gedeckt. Die Krankenkasse würde unter diesen Umständen schnell bankrottgehen. Der Gesundheitsfond und der damit verbundene Strukturausgleich, gleichen diesen Umstand aus. Alle Gelder landen in einer Schale und je nach vorherrschenden Versicherungsmix erhalten die Krankenkassen Bezüge.
Wie wird das Gesundheitsystem finanziert?
Das deutsche Gesundheitssystem unterliegt der dualen Finanzierung. Die direkten Kosten für die medizinische Versorgung (Operationen, Krankenhausaufenthalt und Co) werden von den Krankenkassen vergütet. Darüber hinaus benötigt das Gesundheitssystem jedoch auch Gelder für Investitionen – Gebäude müssen auf den technisch neuesten Stand gebracht werden um Spitzenmedizin zu gewährleisten, Geräte müssen ersetzt werden etc. Diese Investitionskosten werden nicht von den Krankenkassen finanziert, sondern mittels Steuergeldern vom Staat.
In der GKV können Familienmitglieder kostenfrei mitversichert werden. Dies geht in der PKV nicht. Nach den bisherigen Ausführungen ist Ihnen sicherlich aufgefallen, dass diese Vorgehensweise der GKV auch zu einem finanziellen Desaster führen kann. Das System unterliegt aber noch weiteren Problemen:
- Demografischer Wandel ->Bevölkerung wird immer älter und die Gesundheitsausgaben steigen, Rentner:innen zahlen weniger in das System ein
- Arbeitslosigkeit/Geringverdiener -> die Beiträge bemessen sich prozentual nach Einkommen, Arbeitslose oder Geringverdiener zahlen bedeutend weniger in das System ein
- Moral-Hazard-Phänomen -> da jeder gegen den Krankheitsfall versichert ist, wird weniger Selbstsorge betrieben und ein erhöhtes Risikoverhalten ist nachweisbar
Um auch künftig ein finanzierbares und qualitativ hochwertiges Gesundheitssystem aufrechterhalten zu können, müssen neue Wege eingeschlagen werden. Das aktuelle System ist nur dann langfristig finanzierbar, wenn mehr Gelder in das System fließen. Wir brauchen mehr Einzahler:innen oder höhere Beiträge. Eine Diskussion darüber welche Leistung langfristig überhaupt noch von den Kassen zwangsweise finanziert werden sollen/ dürfen und wie jede:r Einzelne mit in die Verantwortung genommen werden kann, muss erfolgen.
Quellenangaben
- Bundesministerium für Gesundheit (2023). Verfügbar unter: Krankenhausfinanzierung.
- Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (2018). Verfügbar unter: Das deutsche Gesundheitssystem.