Der Wirkstoff Lixisenatid, eigentlich für die Behandlung von Diabetes zugelassen, zeigt in aktuellen Studien vielversprechende Ergebnisse: Er verlangsamt den Krankheitsverlauf im Frühstadium von Parkinson.
Was ist Lixisenatid?
Lixisenatid gehört zur Klasse der GLP-1-Rezeptoragonisten, die hauptsächlich zur Behandlung von Diabetes mellitus Typ 2 eingesetzt werden. Diese Medikamente wirken, indem sie die Insulinfreisetzung erhöhen und den Blutzuckerspiegel senken. Interessanterweise haben GLP-1-Rezeptoragonisten wie Lixisenatid in Tierstudien gezeigt, dass sie die Blut-Hirn-Schranke überwinden und die Nervenzellen schützen können. Präklinische Daten deuten darauf hin, dass sie die Bildung von neuen Nervenzellen im Gehirn fördern und bestehende Nervenzellen vor dem Zelltod bewahren.
Über die LIXIPARK-Studie
Um die möglichen Vorteile von Lixisenatid bei Parkinson zu untersuchen, wurde in Frankreich die LIXIPARK-Studie durchgeführt. 156 Menschen im frühen Stadium von Parkinson erhielten Lixisenatid oder ein Placebo. Alle Teilnehmenden nahmen zum Zeitpunkt der Studie ein Standardmedikament mit Dopamin ein.
Gut zu wissen: Menschen mit Parkinson nehmen Dopamin ein, das ist derzeit die Standardbehandlung bei Parkinson. Damit lassen sich zwar Symptome kontrollieren, der Krankheitsverlauf wird aber dadurch nicht aufgehalten.
Nach zwölf Monaten zeigten die Ergebnisse einen bemerkenswerten Unterschied: Während sich der Zustand der Teilnehmenden in der Placebo-Gruppe verschlechterte, blieb der Zustand derjenigen, die Lixisenatid spritzten, stabil. Der Unterschied im mittleren Score der Movement Disorder Society-Unified Parkinson’s Disease Rating Scale (MDS-UPDRS) Teil III, der die motorischen Fähigkeiten misst, war signifikant: In der Lixisenatid-Gruppe verbesserte sich der Score leicht, während er sich in der Placebo-Gruppe um 3,04 Punkte verschlechterte. Die Forschenden schließen daraus, dass Lixsenatid das Fortschreiten von motorischen Symptomen (wie Zittern, langsame Bewegungen, Muskelsteifheit) abbremst.
Mögliche Nebenwirkungen
Typische Nebenwirkungen von GLP-1-Rezeptoragonisten sind unter anderem Übelkeit und Erbrechen. Einige Teilnehmende mussten deswegen ihre Dosis senken. Die Forschenden vermuten aber, dass solche Nebenwirkungen durch die Entwicklung neuer, besser verträglicher Medikamente in Zukunft seltener auftreten.
Perspektiven für die Zukunft
Die Ergebnisse der LIXIPARK-Studie zeigen, dass Lixisenatid das Fortschreiten der Krankheit im Frühstadium verlangsamen kann. Allerdings sind weitere Studien notwendig, um die langfristige Wirksamkeit und Sicherheit zu bestätigen. Ungeklärt ist derzeit noch, wie genau Lixisenatid bei Parkinson wirkt. Fachleute vermuten, dass der Wirkstoff entzündungshemmend wirkt und so den Verlust von Nervenzellen verlangsamt.
Flügel, D. C. (2023, October 8). Lixisenatid – Anwendung, Wirkung, Nebenwirkungen. Gelbe Liste. Retrieved June 20, 2024, from https://www.gelbe-liste.de/wirkstoffe/Lixisenatid_51950
Wassilios, G., et al. (2024, April 3). Trial of Lixisenatide in Early Parkinson’s Disease. The New England Journal of Medicine, 390(13), 1176-1185. 10.1056/NEJMoa2312323