Wer an Schuppenflechte leidet sieht sich häufig mit Vorurteilen und Berührungsängsten konfrontiert. Warum diese unbegründet sind und was es für die Betroffenen bedeutet, erfahren Sie hier.
Schuppenflechte ist eine chronisch entzündliche Hauterkrankung, die auch unter dem Namen Psoriasis bekannt ist. Sie zeichnet sich durch ein beschleunigtes Wachstum der Hautzellen aus, wodurch die obere Hautschicht abschuppt. Die Schuppen sind silbrig-weiß, die darunterliegende Haut ist gerötet. Zudem leiden viele Betroffene an starkem Juckreiz. Diese Fehlregulation des Hautwachstums ist chronisch, die Symptome treten schubweise auf. Häufigkeit, Dauer und Intensität dieser Schübe unterscheiden sich individuell sehr stark.
Wer erkrankt an Schuppenflechte?
Die Erkrankung ist weltweit verbreitet und gehört zu den häufigsten Hauterkrankungen. In Deutschland sind etwa 2 bis 3% von ihr betroffen, Männer geringfügig häufiger als Frauen. Die Hälfte der der Betroffenen erkrankt noch vor dem 25. Lebensjahr, 90% vor dem 50 Lebensjahr.
Da die Erkrankung erblich bedingt ist, besteht eine ausgeprägte familiäre Häufung. Ist ein Elternteil betroffen, haben Kinder ein 15%-iges Risiko ebenfalls an Schuppenflechte zu erkranken. Leiden beide Elternteile an der Hauterkrankung liegt das Erkrankungsrisiko der Kinder schon bei 40%. Dass das Risiko nicht noch höher liegt ist darin begründet, dass nicht nur mehrere Gene zur Vererbung beitragen, sondern auch weitere Faktoren hinzukommen müssen. Das kann zum Beispiel eine Infektion oder Übergewicht sein.
Was passiert bei einer Schuppenflechte?
Zur Entstehung der Schuppenflechte ist vieles noch unklar. Es wird von einem Zusammenspiel zweier Faktoren ausgegangen, wodurch Wachstum und Differenzierung der Hautzellen beeinträchtigt werden:
- Eine Autoimmunreaktion, die einen Entzündungsprozess auslöst
- Eine Dysfunktion der hornbildenden Zellen (Keratinozyten)
Das Ergebnis ist eine sogenannte epidermale Hyperproliferation: Bestimmte Interleukine sind hyperaktiv. Sie gehören zu den Zytokinen. Das sind Proteine, die Zellwachstum und -differenzierung regulieren. Es kommt also zu einer gesteigerten Zellteilung der äußeren Hautschicht, kombiniert mit einem verkürzten Zellzyklus und einer Unterdrückung des programmierten Zelltodes (Apoptose). In der Folge kommt es zu folgendem Prozess:
- 40-fach erhöhte Produktion von Hornzellen mit mangelhafter Kittsubstanz
- Hautzellen gelangen zu früh und zu schnell in die oberste Hautschicht
- Zu viele und unreife Zellen befinden sich in der obersten Hautschicht
- Die Hautzellen schuppen ab
Auch wenn die Schuppenflechte sich nur an begrenzten Hautarealen zeigt, ist doch immer die gesamte Haut betroffen. Die Symptome können durch bestimmte Auslöser theoretisch jederzeit und überall am Körper auftreten.
Schuppenflechte ist nicht ansteckend!
Da Schuppenflechte erblich bedingt ist, ist sie nicht ansteckend. Außerdem handelt es sich „lediglich“ um eine Fehlregulation der Haut. Trotzdem haben viele Menschen Berührungsängste. Das ist für die Betroffenen sehr belastend, häufig sogar mehr als der Juckreiz. Psychischer Stress wie dieser kann die Schuppenflechte aber verschlechtern, was in einen Teufelskreislauf führen kann.
Es spricht also rein gar nichts dagegen, Betroffenen die Hand zu geben und ganz normal mit ihm/ ihr umzugehen!
Quellenangaben
- Deutscher Psoriasis Bund e.V. (o. J.). Verfügbar unter: Was ist Psoriasis?
- Fritsch, P., Schwarz, T. (2018). Dermatologie Venerologie. 3. Auflage, Berlin: Springer, S. 362 ff.
- Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) (2021). Verfügbar unter: Schuppenflechte (Psoriasis).